EU-Vorstoß:Prüfer prüft Prüfer

Als Reaktion auf den Parmalat-Skandal will EU-Kommissar Bolkestein das Interessengeflecht aus Industrie und Wirtschaftsprüfern auflösen: Die Kontrolleure sollen sich gegenseitig auf die Finger schauen, indem sie alle sieben Jahre ausgetauscht werden.

Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein lasse untersuchen, ob die Buchprüfer gezwungen werden können, alle sieben Jahre ihre Kunden an einen Konkurrenten abzugeben oder intern alle fünf Jahre die leitenden Angestellten auszutauschen, berichtete die Financial Times Deutschland.

Mangelnde Sorgfalt

Nach Ansicht von Bolkestein arbeiten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften demnach zu eng mit den Konzernen zusammen, die sie eigentlich kontrollieren sollen. Ihre mangelnde Sorgfalt gelte als ein Hauptgrund für die großen Bilanzskandale in Europa und den USA.

Endgültige Vorschläge will Bolkestein laut FTD im März vorlegen. Dann müssen EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten darüber entscheiden.

Bolkestein fordert dem Bericht in der Richtlinie zudem, dass künftig eine Gesellschaft hauptverantwortlich die Kontrolle eines Konzerns übernimmt. Bislang ist es möglich, dass bei Mutter und Tochter verschiedene Prüfer die Verantwortung tragen.

Scharfe Kritik

Bolkesteins Vorstoß erregt der Zeitung zufolge innerhalb der Branche scharfe Kritik. Für Hubert Graf von Treuberg, Vorstandsmitglied bei Ernst & Young Deutschland und Präsident der deutschen Wirtschaftsprüferkammer, können "solche Skandale durch eine externe Rotation nicht verhindert werden".

Stattdessen drohten durch den regelmäßigen Wechsel "irrsinnige technische Schwierigkeiten".

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