Ermittlungen eingestellt:Punktsieg für Rolf Breuer

Lesezeit: 2 min

Im Milliardenstreit mit dem Medienmogul Leo Kirch erhält der Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer Unterstützung von der Staatsanwaltschaft.

Daniela Kuhr

Es erinnert an ein Ping-Pong-Spiel, was da zwischen Leo Kirch und Rolf Breuer abläuft: Eben steht es noch eins zu null für den einen, und schon holt der Gegner auf. Momentan, so sieht es jedenfalls nach den jüngsten Geschehnissen aus, herrscht Gleichstand zwischen dem Ex-Medienunternehmer und dem früheren Deutsche-Bank-Chef.

Kann sich freuen: Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat ihre Ermittlungen gegen Rolf Breuer eingestellt. (Foto: Foto: dpa)

Breuer, der im November 70 wird, hat jetzt einen wichtigen Punkt gemacht. Vielleicht sogar den bislang wichtigsten in dem Dauerkrieg, den Kirch seit 2002 gegen die Deutsche Bank und ihren einstigen Vorstandssprecher führt: Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat die jahrelangen Ermittlungen gegen Breuer am Donnerstag eingestellt - mangels Tatverdachts. Kirch hatte den Bankmanager angezeigt, weil dieser in einem Fernseh-Interview im Februar 2002 die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers öffentlich angezweifelt hatte. Damit habe er diverse Straftaten verwirklicht, unter anderem eine Untreue, meinte Kirch.

Doch die Staatsanwaltschaft sah das anders. Nach diversen Zeugenvernehmungen und einer Hausdurchsuchung bei Breuer kamen die Ermittler zum Ergebnis, dass dem Manager kein strafrechtlicher Vorwurf zu machen sei. "Das ist ein erstklassiger Freispruch", hieß es beim größten deutschen Kreditinstitut am Donnerstag spontan. Am Abend aber sollten sich die Banker noch viel mehr freuen. Denn da kam die dazugehörige Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft heraus. Und die liest sich wie eine direkte Aufforderung an Leo Kirch, die gesamten Klagen, die Strafanzeigen und den Feldzug überhaupt zu vergessen.

Angeblich ein perfider Plan

In dem umstrittenen Fernseh-Interview habe Breuer keine Geschäftsgeheimnisse verraten, stellte die Staatsanwaltschaft fest. Es liege auch keine "unbefugte Offenbarung von Angaben über Millionenkredite" vor. "Die Ermittlungen haben nicht bestätigt, dass es der Deutschen Bank um die Zerschlagung der Kirch-Gruppe gegangen sei." Vielmehr hätten die Zeugenvernehmungen ergeben, dass man beabsichtigt habe, die Kirch-Gruppe "als solvente Unternehmensgruppe mit möglichst wenigen Änderungen zu erhalten".

Besser hätte es auch Breuer selbst nicht formulieren können. Die gesamte Verschwörungstheorie, die Kirch aufgestellt hat, findet damit zumindest bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt keine Anhänger. Breuer und vor allem die Deutsche Bank hoffen nun, dass dies ein gutes Vorzeichen für den wohl wichtigsten Prozess ist, den Kirch gegen sie führt: die Klage um 1,6 Milliarden Euro Schadensersatz, die demnächst vor dem Münchner Landgericht verhandelt wird.

Treffen am Flughafen München

Kirch ist überzeugt, dass Breuer im Frühjahr 2002 einen perfiden Plan verfolgte. Ende Januar - also wenige Tage vor dem Fernseh-Interview - hatte sich der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit den Chefs von Bertelsmann und WAZ sowie Breuer getroffen. Bei diesem Treffen, so vermutet man in Kirch-Kreisen, sei die Zerschlagung der Mediengruppe beschlossen worden. Das Breuer-Interview sei Teil der Strategie gewesen.

Kurz nach dem Interview traf sich Breuer mit Kirch am Münchner Flughafen. Darin bot der Banker dem Unternehmer an, dass sich die Deutsche Bank als "Schutzschild" vor den gesamten Kirch-Konzern stellen wolle, wenn die Bank das Mandat für die Umstrukturierung erhalte. Für Kirch steht damit fest: Es war alles geplant, und Breuer ist die Schlüsselfigur. Daher die Klagen, daher die Strafanzeige.

Völlig abwegig scheinen die Theorien des Medienunternehmers nicht zu sein. Erst vergangene Woche hatte ein Richter in München Verständnis gezeigt. Breuers Interview habe natürlich nicht über Nacht zur Insolvenz der Gruppe geführt. Doch hätten die Äußerungen "wie ein schleichendes Gift" gewirkt, da sie Kreditverhandlungen und Gespräche in der Folgezeit erschwert hätten, stellte das Landgericht München in einem anderen Kirch-Verfahren fest. Ein klarer Punkt für den Medienunternehmer. Doch Breuers Ausgleich folgte jetzt prompt. Und es wird nicht lange dauern, bis einer den nächsten Punkt macht in dieser juristischen Dauerfehde. Nur wer das sein wird, ist ungewiss.

© SZ vom 22.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: