Entweder — oder:Lebensversicherungen fressen Stütze auf

Lebensversicherer verzeichnen die höchste Stornoquote seit zehn Jahren. Grund: Immer mehr Arbeitslose müssen ihren Vertrag auf Druck der Arbeitsämter kündigen.

Die Lebensversicherungsgesellschaften bekommen laut einem Pressebericht die Auswirkungen der Arbeitsmarktreformen zu spüren. Immer mehr Arbeitslose seien gezwungen, ihre Lebensversicherungen zu kündigen, berichtete das Handelsblatt.

Arbeitslosenhilfe gibts erst, wenn die Altersvorsorge aufgebraucht ist. Foto: dpa (Foto: N/A)

Mehr als 50.000 Policen seien nach Schätzungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 2003 auf Druck der Arbeitsämter gekündigt worden.

In 2003 fast 75.000 Anträge abgelehnt

"Wir spüren sowohl eine Zurückhaltung in der Vertragsanbahnung als auch die vermehrten Kündigungen", sagte Ulrich Brock vom Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), der Vereinigung der selbständigen Vertriebe, der Zeitung.

Im vergangenen Jahr sind wegen vorhandenen Vermögens 74.640 Anträge auf Arbeitslosenhilfe abgelehnt worden, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) dem Handelsblatt bestätigte.

Da rund 70 Prozent der Arbeitnehmer eine Lebensversicherung besitzen, schätze der GDV die Zahl der Versicherten unter den Arbeitslosen auf mindestens 50.000 Personen.

Keine Sicherheit für den Todesfall

Die durchschnittliche Versicherungssumme habe 2003 bei rund 21.000 Euro gelegen, so dass insgesamt ein Volumen von etwa 1,05 Milliarden Euro zusammen komme.

Dieser Betrag stehe den Betroffenen damit weder zur Versorgung der Hinterbliebenen im Todesfall noch im Alter zur Verfügung.

Insgesamt seien im vergangenen Jahr 5,5 Prozent der Lebensversicherungen vorzeitig gekündigt worden. Diese Quote sei das höchste Storno seit zehn Jahren. Die Branche sei beunruhigt.

"Wir vermuten, dass ein Teil der vermehrten Kündigungen auch darauf zurückzuführen ist, dass private Altervorsorge verschärft vor Gewährung von Arbeitslosenhilfe verbraucht werden muss", sagte ein Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft der Zeitung.

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