Entlastung verweigert:Lufthansa-Aktionäre strafen Bsirske ab

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Die Lufthansa-Hauptversammlung hat dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Fluglinie, Verdi-Chef Frank Bsirske, die Entlastung verweigert.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hatten zuvor zu diesem spektakulären Schritt aufgerufen.

Auf der Hauptversammlung der Lufthansa ist Frank Bsirske offensichtlich nicht ganz so wohl zu Mute. (Foto: dpa)

Hintergrund ist die Rolle, die der Gewerkschaftschef während des Arbeitskampfes im Öffentlichen Dienst gespielt hatte. Bsirske war damals für Streikmaßnahmen an den Flughäfen Frankfurt und München verantwortlich. Dadurch waren der Lufthansa nach Angaben Webers Schäden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden.

Bsirske habe mit der Organisation des Streiks seine Pflicht als Aufsichtsratsmitglied grob verletzt, dem Wohle des Unternehmens zu dienen, rügte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker.

"Persönliches Machtinteresse"

Auch Axel Zühlke von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre warf Bsirske vor, er habe den Interessenkonflikt zu Lasten der Aktionäre entschieden. Hans-Martin Buhlmann, Vorsitzender der Vereinigung Institutioneller Privatanleger, sagte, der Gewerkschafter habe aus persönlichem Machtinteresse der Lufthansa geschadet.

Die Aktionäre hatten zunächst gegen die ursprünglich vorgesehene Tagesordnung eine Einzelabstimmung über die Entlastung der Aufsichtsratsmitglieder durchgesetzt. Im folgenden Votum stimmten fast 60 Prozent des anwesenden Kapitals gegen die Entlastung des Gewerkschafters.

Allen anderen Aufsichtsratsmitgliedern wurde Entlastung erteilt. Juristische Folgen sind mit der spektakulären Nicht-Entlastung aber nicht verbunden. Auch den Aufsichtsrat muss Bsirske nicht zwangsläufig verlassen. Allerdings könnte das Ergebnis seine Wiederwahl als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender in Frage stellen.

"Talsohle durchschritten"

Weber sieht Talsohle durchschritten Die Diskussion über Bsirske überlagerte das eigentliche Hauptthema des Aktionärstreffens: den Abschied von Konzernchef Jürgen Weber, der auf der Hauptversammlung nach zwölf Jahren im Chefsessel das Steuer an seinen Nachfolger Wolfgang Mayrhuber übergab.

In seiner letzten Rede als Vorstandsvorsitzender betonte Weber, die Lufthansa sehe nach dem durch Konsumflaute, Irak-Krieg und die Lungenseuche Sars ausgelösten Gewinneinbrüchen der vergangenen Monaten einen Silberstreif am Horizont. "Die Talsohle ist durchschritten", erklärte Weber.

Allerdings werde nach den Verlusten im ersten Quartal auch im Gesamtjahr wohl kaum ein positives Unternehmensergebnis zu erreichen sein.

"Optimismus"Weber betonte, er sei sicher, dass die Lufthansa "gestärkt aus der kombinierten Krise von Konjunktur und Weltuntergangsstimmung hervorgehen" werde. "Wenn der Trend der letzten Wochen sich weiter verstärkt, denke ich, werden wir auch am Ende dieses Jahres wieder besser dastehen, als die meisten unserer Wettbewerber", sagte Weber.

Weber hatte 1991 den Chefsessel bei dem damaligen Staatscarrier übernommen. Als seine wichtigsten Erfolge gelten die Umwandlung des Konzerns vom Staatsbetrieb in ein profitables Privatunternehmen und die Gründung des weltweit größten Luftfahrt-Bündnisses Star Alliance.

Mayrhuber selbst bekannte sich zur Kontinuität. Das Konzept des Aviation-Konzerns, der neben dem eigentlichen Flugbetrieb auch die Sparten Technik, Cargo, Catering und IT-Dienstleistungen umfasse, habe sich bewährt.

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