Energieleasing:Ausweg aus der Abhängigkeit

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Um unabhängig von den großen Stromkonzernen zu sein, wollen viele Betriebe selbst Strom erzeugen. Doch die Fotovoltaikanlage auf dem Dach oder den Windpark hinter der Produktionshalle kann kaum ein Betrieb auf einen Schlag finanzieren - doch die Anlagen lassen sich auch leasen.

Jürgen Hoffmann

Ob Sonne, Wind oder Biogas: Leasingunternehmen tun sich mit Anbietern Erneuerbarer Energien zusammen. Weil die Finanzierung eines 30.000, 50.000 oder 90.000 Euro teuren Sonnen- oder Windkraftkraftwerks kein Kinderspiel ist, bietet Leasing sich als Alternative an.

Kraft aus Bio: Leasingunternehmen und Energieanbieter tun sich zusammen. (Foto: Foto: dpa)

Grundlage der Finanzierung einer Anlage zur Nutzung Erneuerbarer Energien ist die Wirtschaftlichkeit. So müssen bei einer Fotovoltaikanlage die prognostizierten Erlöse aus dem erzeugten Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird, höher sein als die Fixkosten.

Versicherungskosten nicht unterschätzen

Stromerzeuger erhalten eine gesetzlich festgelegte Vergütung. Für eine Anlage mit 20 Kilowatt Spitzenleistung, die 2006 in Betrieb gegangen ist, zahlt der Stromnetzbetreiber derzeit 51,8 Cent pro Kilowattstunde. Außerdem gilt zu berücksichtigen, dass ein umfangreiches Versicherungspaket zu finanzieren ist.

Wer seine Investitionen nicht aus Eigenmitteln oder über Kredite tätigen will, kann sich an Leasinggesellschaften wenden. Für diese Finanzierungsform spricht das klassische Leasingargument der Schonung der Liquidität.

Die bestehende Kreditlinie wird frei gehalten. Viele Leasinggesellschaften haben sich auf diesem neuen Betätigungsfeld mit Solarunternehmen zusammen getan. Die Hannover Mobilien Leasing und der Hamburger Solar- und Biogasanlagenbauer SunTechnics treten gemeinsam auf.

Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen steigt

Die Südleasing Vendor Services, eine 100-prozentige Tochter der Südleasing in Stuttgart, hat gerade die Zusammenarbeit mit dem börsennotierten, in Prenzlau produzierenden Solarmodulspezialisten Aleo Solar begonnen.

Die steigende Nachfrage nach Fotovoltaiksystemen, die die Südleasing Vendor Services in den vergangenen Monaten registriert hat, macht optimistisch, dass sich die Geschäfte in diesem jungen Bereich prächtig entwickeln werden. Als Leasingnehmer hat die Gesellschaft vor allem gewerbliche Nutzer im Visier.

Lesen Sie auf Seite 2, wie viel es kostet, eine sehr gut gestestete Fotovoltaikanlage zu lesen!

Eine Solaranlage im Wert von circa 50.000 Euro kostet im Leasing bei Südleasing Vendor Services monatlich etwa 375 Euro. Das Solarmodul "Aleo Solar S16" wurde von der Stiftung Warentest als eines der vier besten mit der Note 1,9 ausgezeichnet.

Etwas fürs Konto und für die Umwelt

"Wir gehen den Markt Hand in Hand mit einem besonders qualitätsbewussten Solarunternehmen an. Das gibt dem Leasingnehmer die Sicherheit, etwas für sein Konto und für die Umwelt zu tun", erklärt Alexander Mayr, regionaler Key-Account-Betreuer der Südleasing Vendor Services.

Ein Blick ins Ausland: Die österreichische Raiffeisen-Leasing hat für ein Biomasseheizkraftwerk der Prokon Nord Energiesysteme (Gesamtinvestitionsvolumen: 48 Millionen Euro) im deutschen Emlichheim nahe Bentheim 35 Millionen Euro bereit gestellt.

Lange Abschreibungszeiten für Energieanlagen

Es ist das 60. Projekt der Gesellschaft im Bereich Erneuerbare Energien. Mehr als die Hälfte der Investitionen hier entfallen auf die Erzeugung von Windenergie.

Viele Unternehmen, die ihr eigener Stromproduzent sein wollen, scheuen die langen Abschreibungsfristen von 20 Jahren, die für Energieanlagen gelten. Mit den Leasingraten werden die gesamten Kosten über eine Laufzeit von lediglich zehn bis maximal zwölf Jahren steuerlich berücksichtigt.

Der Betriebschef oder Privatmann weiß vom ersten Tag an, was ihn die Anlage kostet. Weitere Vorteile sind, dass keine investitionsbezogenen Steuern anfallen und die Leasingraten als Betriebsausgaben voll absetzbar sind.

Es gibt eine weitere Möglichkeit, zum eigenen Strom zu kommen - auf Seite 3 geht's um Energieliefer-Contracting!

Erfahrung im Energiegeschäft

Für fast alle Betriebe und Privatpersonen, die sich mit dem Gedanken an die Nutzung Erneuerbarer Energie beschäftigen, ist das Energiegeschäft neu. Sie befürchten Risiken durch mangelnde Erfahrung auf diesem Sektor. Leasinggesellschaften können hier helfen.

Wie die Südleasing Vendor Services beschäftigt auch die Deutsche Leasing Energy Services Spezialisten für Energieanlagen: Ingenieure und Physiker. So solle sowohl bei der Nutzung der Technik als auch bei der Vertragsgestaltung "das Maximum an Gewinn" erwirtschaftet werden.

Ähnliche Konstruktionen haben andere Gesellschaften, zum Beispiel die Eschborner VR-Leasing, die 2005 ihr Neugeschäft im Segment Energie & Umwelt um 70 Prozent steigern konnte.

Beim Leasing zahlt der Leasingnehmer für die Nutzung der Fotovoltaikanlage Raten an den Eigentümer, die Leasinggesellschaft. Die Anlage wird vom Unternehmen in Eigenregie und mit eigenem Personal gebaut und betrieben. Eine zweite Variante ist das Energieliefer-Contracting.

Teilfinanzierung über Kredite

Hier baut der Contractor die Anlage, betreibt sie und liefert dem Kunden die Energie. Auch der Contractor kann die Finanzierung über Leasing realisieren. Dabei lässt sich der Vertrag so gestalten, dass die Solaranlage weder beim versorgten Unternehmen noch beim Contractor zu bilanzieren ist.

Nicht nur Fotovoltaikanlagen lassen sich leasen, auch Biogasanlagen. Diese erfordern eine noch individuellere Planung, da das Projekt genau auf die verfügbare Biomasse abgestimmt werden muss.

Die VR-Leasing zum Beispiel finanziert die mobilen Teile der Anlage, Ein- und Ausbringtechnik sowie Rührwerkstechnik. Diese machen zwischen 30 und 40 Prozent der Gesamtanlage aus. Die restliche Summe wird mit der Hausbank über Kredite finanziert.

© SZ vom 25.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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