EMI und Apple einigen sich:Goodbye, Kopierschutz

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Die Songs von den Rolling Stones oder Coldplay im Internet frei von Kopierbeschränkungen - dieser Traum vieler Musikfans wird wohl bald Realität, wenn es nach dem Computerhersteller Apple und der Musikfirma EMI geht.

Bei iTunes gibt es wohl schon bald Songs von Top-Künstlern wie den Rolling Stones, Janet Jackson oder Norah Jones - und zwar frei von Kopierschutz. Der Grund dafür ist eine wegweisende Vereinbarung zwischen dem iTunes-Betreiber Apple und dem weltweit viertgrößten Musikkonzern EMI.

Wie US-Zeitungen unter Berufung auf Verhandlungskreise berichten, umfasst die Kooperation fast den gesamten EMI-Katalog. EMI und Apple stellen die Vereinbarung am heutigen Montag in London.

Musikriesen wie EMI oder Sony BMG hatten sich jahrelang erbittert gegen das unerlaubte Kopieren von Musiksongs gewehrt. Die jüngste Entscheidung von EMI wird nach Meinung von Branchenkennern erheblichen Druck auf den gesamten Online-Musikhandel haben.

Experimentierfreudig

"EMI gehörte in der Vergangenheit zu den expirementierfreudigen Major Labels und hat jetzt realisiert, dass das die Zukunft ist", sagte Radar Research-Analyst Aram Sinnreich gegenüber der Los Angeles Times.

Der in London ansässige Musikkonzern folgt als erster dem Aufruf von Apple-Chef Steve Jobs, Songs im Internet ohne Kopierschutz zu verkaufen und auf das so genannte Digital Rights Management (DRM) zu verzichten.

Der kalifornische Computerbauer Apple ist als Betreiber der Online-Musikbörse iTunes und als Hersteller des MP3-Players iPod in diesem Marktsegment sehr aktiv.

Songs von Internet-Händlern wie iTunes sind bisher mit einem Kopierschutz versehen und können in der Regel nur fünf Mal auf eine andere CD oder Festplatte kopiert werden. Damit treten Probleme auf, wenn man beispielsweise einen neuen Computer kauft.

Die Musikbranche hat jahrelang auf den Kopierschutz gesetzt, um das unerlaubte digitale Vervielfältigen von Musikdateien einzudämmen.

Ohne Beatles

Zumindest eine Ausnahme gibt es in der Vereinbarung. Von den Musikinterpreten des riesigen EMI-Katalogs wird eine Gruppe auch weiterhin nicht online verfügbar sein: Die Beatles.

Das Beatles-Label Apple Corps Ltd. lieferte sich einen jahrelangen Streit mit dem Computerhersteller Apple Inc. (früher: Apple Computer Inc.) um die Verwertung des Namens und des Firmenlogos.

Die im Februar 2007 erzielte Einigung zwischen Apple Corps Ltd. und Apple Inc. sieht vor, dass künftig der Computerhersteller alle Rechte an der Marke "Apple" und dem Apfellogo besitzen und dafür einige Nutzungsrechte von der Beatles-Plattenfirma Apple Corps Ltd. lizenzieren wird.

Die Beatles-Verwertungsfirma nutzt als Logo einen grünen Apfel der Sorte Granny Smith. Für den Computerbauer hatte jahrelang ein vielfarbiger Apfel geworben. Inzwischen hat Apple Inc das Logo auf einen einfarbig grauen Apfel umgestellt.

Gewaltige Nachfrage

Gerade die Songs der Beatles gelten als besonderes "Schmankerl" für die Online-Stores von iTunes. Denn in den vergangenen Jahren hat sich ein gewaltige Nachfrage nach Beatles-Musik in digitaler Form aufgestaut. Etliche ältere Verbraucher über 40 Jahre könnten sich erstmals zu einem Online-Kauf durchringen, wenn Beatles-Songs in digitaler Form zugänglich gemacht würden.

Dennoch gibt es für iTunes Hoffnung auf einen Auftritt von Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr. Bei der Präsentation des neuen Apple-Handy iPhone Anfang Januar auf der Macworld Expo in San Francisco spielte der Computerkonzern den Beatles-Song "Lovely Rita" ab, zudem schmückte das Plattencover des legendären Beatles-Albums "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" einen riesigen Monitor hinter Apple-Chef Jobs.

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