EM.TV-Hauptversammlung:Der Weg für die Rettung ist frei

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Bei der entscheidenden außerordentlichen Hauptversammlung stimmten fast 100 Prozent der anwesenden Anteilseigner einem Restrukturierungskonzept zu.

Die Aktionäre des ums Überleben kämpfenden Medienkonzerns EM.TV haben den Weg für die Rettung des Unternehmens frei gemacht.

Bei der entscheidenden außerordentlichen Hauptversammlung stimmten am Donnerstag in München fast 100 Prozent der anwesenden Anteilseigner einem Restrukturierungskonzept zu, mit dem die Gläubiger auf ihre Ansprüche aus einer 2005 fälligen Wandelanleihe verzichten und im Gegenzug die Mehrheit an einer neuen EM.TV übernehmen sollen.

"Bittere Pille"

EM.TV-Chef Werner Klatten zeigte sich erleichtert. "Ich bin hochzufrieden mit dem Verlauf und dem Ergebnis der Veranstaltung." Dagegen hatten Aktionärsschützer das Konzept unter anderem wegen der Verwässerungseffekte als "bittere Pille" bezeichnet, zugleich aber deutlich gemacht, dass es dazu keine Alternativen gebe.

Die Aktien des Unternehmens legten nach der Entscheidung um 4,7 Prozent auf 1,12 Euro zu. Die Zukunft des Unternehmens hängt nun noch von den Gläubigern ab: Nur wenn 97,5 Prozent der Gläubiger das Konzept annehmen, kann EM.TV vor der Insolvenz gerettet werden. Die inzwischen verlängerte Annahmefrist läuft am 13. Februar ab. Bisher hatten erst knapp 91 Prozent zugestimmt.

Fristverlängerung

Klatten stellte aber eine weitere Fristverlängerung um nochmals zwei Wochen in Aussicht. Im Rahmen des Rettungskonzeptes sollen die Gläubiger unter anderem den Erlös aus dem Verkauf eines 45-Prozent-Anteils an der Tele München Gruppe und 20 Millionen Euro in bar bekommen. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hatte die Pläne eine "bittere Pille" für die Aktionäre genannt.

"Was wir hier beschließen sollen, ist schon kein saurer Apfel mehr, das hat schon die Tendenz eines vergifteten Apfels." Wie bereits in der Vergangenheit seien die Aktionäre "die Verlierer der EM.TV". Bergdolt attackierte zugleich den früheren Unternehmenschef Thomas Haffa und seinen Bruder Florian.

Sie hätten das Unternehmen aus Sicht Bergdolts mit einem Darlehen unterstützen müssen. "Dann hätten sie sich als honorige Kaufleute gezeigt", sagte Bergdolt unter dem Applaus der rund 1000 anwesenden Aktionäre.

Kapital aufgezehrt

Nach einer geglückten Rettung will Klatten das Unternehmen so schnell wie möglich in die schwarzen Zahlen führen. Bereits 2004 sollten die Sparten Jugend- und Sportfernsehen mit positivem Nachsteuerergebnis abschließen, sagte Klatten. 2005 wolle EM.TV dann auch im Konzern unter dem Strich Gewinne verbuchen.

Im Januar war die Hälfte des Grundkapitals des Konzerns aufgezehrt. Finanzvorstand Andreas Pres bezifferte das Grundkapital der AG zum Jahresende 2003 auf 66 Millionen Euro, der Jahresverlust der AG habe bei rund 172 Millionen Euro gelegen.

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