EM.TV:Bedrohung durch riesige Wandelanleihe

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Der Münchener TV-Rechtehändler rechnet im laufenden Jahr bei stagnierenden Umsätzen erneut mit hohen Verlusten. Erheblich unter Druck steht das Unternehmen wegen einer Wandelanleihe über 469 Millionen Euro, die im Februar 2005 fällig wird.

(SZ vom 24.7.2003) — "Man braucht kein Bilanzexperte zu sein, um zu erkennen, dass die Rückzahlung aus heutiger Sicht noch nicht gesichert ist", räumte EM.TV-Vorstandschef Klatten am Mittwoch auf der Hauptversammlung in München ein. Sollten die Bemühungen um eine Restrukturierung fehlschlagen, wäre das Unternehmen in seiner Existenz bedroht.

Aus eigener Kraft kann die EM.TV Merchandising AG die begebene Millionenanleihe nicht tilgen, die mehr als vier Mal so hoch ist wie das Eigenkapital Ende des ersten Quartals. Die Restrukturierung der Anleihe sei für das Management eine große Herausforderung, erklärte Klatten.

"Wir wollen das Problem noch in diesem Jahr lösen, und ich bin guter Dinge, dass wir es lösen werden." Um das Überleben des Unternehmens zu sichern, führt EM.TV derzeit Gespräche mit den wesentlichen Gläubigern.

Dabei wird das Unternehmen von der Investmentbank Merrill Lynch beraten. Noch sei keine Entscheidung gefallen, welchen Weg man bei der Restrukturierung gehen werde, betonte der Vorstandschef. Um zu einer Lösung zu kommen, müssten Gläubiger und Aktionäre aufeinander zugehen.

"Der Abgrund ist sehr nah"

Die Anleihe schwebe wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen, erklärte Daniela Bergdolt, Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), und warnte: "Der Abgrund ist sehr nah." Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisierte, bislang sei die Insolvenz nur hinausgezögert, nicht aus dem Weg geräumt.

Die Finanzmärkte stufen die Anleihe bereits seit längerem als riskant ein. Ihr Kurs bewegte sich nach Angaben von EM.TV in den vergangenen Monaten nur noch zwischen 20 und 40 Prozent des Nennwertes.

Klatten stellte auf der Hauptversammlung eine neue Strategie vor, die sich auf die Säulen Kinder- und Jugendunterhaltung sowie Sportvermarktung stützt. Allein mit Jugendunterhaltung werde EM.TV die Profitabilität nicht erreichen, sagte Klatten. Das aktuelle Marktumfeld sei schwierig.

Der Werbemarkt ziehe später an als erhofft. Zudem bleibe die instabile Situation nach dem gescheiterten Verkauf der wichtigsten Kirch-Aktivitäten bestehen. Für das laufende Jahr rechnet EM.TV mit einem Umsatz von 250 Millionen Euro.

Erneut sei ein "deutlicher Konzernfehlbetrag" zu erwarten. Frühestens für 2004 stellte Klatten Gewinne in Aussicht. Dann werde sich EM.TV erstmals an der Frage messen lassen können, ob es gelingt, EM.TV in Richtung Profitabilität zu führen. Die einst 120 Euro teuren Aktien von EM.TV gaben am Mittwoch um fast fünf Prozent nach und notierten bei 1,45 Euro.

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