Elf Jahre Haft für Werbemanager Ruzicka:Das Ende eines Idylls

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Mit illegalen Werbegeschäften hat Alexander Ruzicka seinem Arbeitgeber Millionensummen vorenthalten - jetzt muss er dafür im Gefängnis büßen.

Hans-Jürgen Jakobs

Er inszenierte seinen Lifestyle wie ein Popstar. Er ließ große Presseberichte über seine Villa im feinen Wiesbadener Vorort Sonnenberg zu und pries den Jacuzzi im Garten, den leider nur die Gänse mit Kot verunzierten. Er gab sich auf edlen Schwarz-Weiß-Fotos kultiviert. Und es war allenthalben in der Medienbranche bekannt, dass der Mann aus Hessens Hauptstadt gern mit Freunden auf Großwildjagd nach Südafrika ging.

Werbemanager Alexander Ruzicka muss wegen Untreue in 68 Fällen für elf Jahre und drei Monate ins Gefängnis. (Foto: Foto: ddp)

Irgendwann wurden einem Insider die vielen Spreizungen des Alexander Ruzicka zu viel - und er packte in Schreiben an die Justiz detailliert aus. Da stellten sich Staatsanwalt und Polizei bald die Frage, wie wohl der langjährige Deutschland-Chef des Werbezeitenvermarkters Aegis zu Reichtum gekommen sei.

Die Antwort glaubt das Wiesbadener Landgericht gefunden zu haben: durch schwere Untreue. Die einstige selbst stilisierte Ikone der Media-Branche, damals ein Mächtiger über wichtige Werbeaufträge, wurde zu elf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Geld über Tarnfirmen auf eigene Konten

16 Monate dauerte der Prozess, und danach ist der Richter Jürgen Bonk überzeugt, dass Ruzicka privat Gewinne "nach eigenen Vorstellungen abgeschöpft" habe. Zusammen mit Helfern habe er - netto - 37 Millionen Euro abgezweigt. Das meiste sei (über Tarnfirmen) auf eigenen Konten gelandet. Einer seiner Angestellten gestand Delikte und kam mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe davon.

Für Ruzicka, 48, ist eine Welt zusammengebrochen. Einst wurde er von Sendern und Verlagen hofiert, damit er bei ihnen Anzeigen und Spots der Werbekunden platziere. Da dieses Vermittlungsgeschäft zum überwiegenden Teil bei vier Media-Agentur-Riesen wie Aegis liegt, erwuchs dem Jacuzzi-Fan aus Wiesbaden große Macht. Seine persönlichen Deals gelangen ihm augenscheinlich mit Hilfe etlicher Freispots, die Fernsehmanager gewährten, wenn die versprochenen Quoten nicht zu erreichen waren.

68 Fälle hat das Gericht für das Urteil im Detail dokumentiert. "Das System Ruzicka funktionierte", befand Richter Bonk. Mit dem veruntreuten Geld habe Ruzicka seine aufwendige Lebensführung finanziert. Der Richter führte weiter aus, die Media-Branche sei für Außenstehende kaum zu durchschauen, der Markt bewege sich in einer "Grauzone".

Unter Ruzickas Partnern war die Eventagentur Zoffel Hoff Partner zu finden. Auch mit ihrer Hilfe habe sich der Mediamanager Millionen auf eigene Konten überwiesen, so das Gericht. Geschäftsführer der Agentur war bis 2006 kein Geringerer als der hessische CDU-Politiker und frühere Landesminister Volker Hoff.

Seit den Wiesbadener Enthüllungen fragen sich viele Beobachter der Media-Szene, ob es ähnliche Praktiken woanders gab. In München ermittelt die Justiz wegen "Kickbacks", mit denen ein Verlag Agentur-Chefs bedachte.

Der Ex-Aegis-Gewaltige Ruzicka hatte immer wieder Aufklärung versprochen - doch die vermisste Richter Bonk. Mit seinem Strafmaß blieb er unter den dreizehneinhalb Jahren, die der Staatsanwalt forderte; die Verteidigung wiederum hatte auf Freispruch plädiert.

Ruzicka selbst war von dem Ausgang des Verfahrens sichtlich geschockt. Hektisch machte er sich Notizen. Sein Sonnenberger Idyll war an ein Ende gekommen.

© SZ vom 13. Mai 2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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