Electrolux/AEG:"Das ist eine furchtbare Nachricht"

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Dem seit mehr als 80 Jahre bestehenden AEG-Haushaltsgeräte-Werk in Nürnberg droht die Schließung. Davon wären 1750 Mitarbeiter betroffen.

Der schwedische Mutterkonzern Electrolux beauftragte die Nürnberger Geschäftsführung mit Prüfungen zur Aufgabe des Standorts, wie ein AEG/Electrolux-Unternehmenssprecher erklärte.

Grund für die Schließungspläne sei der drastische Preisverfall bei Waschmaschinen und Geschirrspülern.

Die IG Metall sprach von einer "furchtbaren Nachricht" und gab dem Preiskrieg im deutschen Handel die Hauptverantwortung für die Unternehmenskrise.

Konkurrenz aus Asien und der Türkei

Nach Angaben des Unternehmenssprechers will sich der Wirtschaftsausschuss von AEG/Electrolux noch in dieser Woche treffen, um die weiteren Perspektiven des Werkes im immer enger werdenden Markt zu erörtern.

In den kommenden Wochen und Monaten würde dann über die Schließung des Standortes geprüft. "Wir können schon jetzt für den deutschen Markt nicht mehr rentabel produzieren", sagte der Sprecher.

Da immer mehr Billiganbieter aus Asien und der Türkei auf den deutschen Markt strömten, seien die Nürnberger Electrolux-Produkte einem wachsenden Preisdruck ausgesetzt.

So seien die Preise für Waschmaschinen in den letzten beiden Jahren um 15 Prozent gefallen. "Hier gibt es eine zunehmende Konsolidierung, die vor allem über den Preis ausgetragen wird".

Schlüsselmarkt Deutschland

Nach Unternehmensangaben stellt Deutschland für AEG/Electrolux einen Schlüsselmarkt dar, knapp die Hälfte der in Nürnberg produzierten Geräte würden hier verkauft.

IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Rudi Lutz zeigte sich überrascht von den Schließungsplänen. "Das ist eine furchtbare Nachricht", erklärte Lutz. Man habe sich auf einem guten Weg gesehen, die Produktion von Spül- und Waschmaschinen langfristig in Deutschland zu halten.

Der Konkurrenzdruck zwischen Handelsunternehmen sei nur sehr schwer bei Maßnahmen beim Hersteller zu korrigieren. Dies führe zu der paradoxen Situation, dass in Deutschland der Markt praktisch zusammengebrochen sei, wogegen sich der Verkauf von Produkten aus dem Nürnberger AEG-Werk in Großbritannien lohne.

Bereits am 15. Februar hatte die Konzernmutter Electrolux bekannt gegeben, dass etwa die Hälfte aller Werke in Hochlohnländern potenziell gefährdet sei und möglicherweise verlagert oder geschlossen werden müsse.

Nicht betroffen von der Prüfung ist das AEG-Werk im mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber, wo Herde und Kochfelder produziert werden.

Das Werk in Nürnberg wurde 1922 gegründet und diente zunächst zur Produktion von Heizungen und Kochgeräten. Seit 1950 werden dort unter anderem Waschmaschinen produziert.

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