Einstimmig gewählt:Winterkorn ist neuer VW-Chef

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Zum 1. Januar löst der bisherige Audi-Chef Pischetsrieder an der Spitze von VW ab. Pischetsrieder wird außerhalb des Vorstandes "Aufgaben im Interesse des Konzerns" wahrnehmen. Und: Bernhard bleibt vorerst.

Michael Kuntz

Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat sich bei seiner Sitzung am Freitag im dritten Stockwerk des Verwaltungshochhauses im Stammwerk Wolfsburg nicht mit der Zukunft von VW-Markenchef Wolfgang Bernhard befasst.

Der neue Mann: Martin Winterkorn (Foto: Foto: ddp)

Offenbar war es schon vorher gelungen, den von DaimlerChrysler zu VW gekommenen Sanierer vorerst im Konzern zu halten. Die Entscheidung hierüber ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereits am Vorabend gefallen, als das Präsidium des Aufsichtsrates in einem Wolfsburger Hotel getagt hatte und Bernhard zeitweilig hinzuzog.

Gespanntes Verhältnis

DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche hat jedoch den Gerüchten über eine Rückkehr von VW-Markenchef Wolfgang Bernhard zu seinem früheren Arbeitgeber Nahrung gegeben. ,,Es ist zu früh, um zu solchen Spekulationen Stellung zu nehmen'', sagte Zetsche.

,,Wir haben früher gut zusammengearbeitet und zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund zu kommentieren, was bei Volkswagen passiert. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.''

Zetsche und Bernhard hatten bis 2004 mit harten Sparmaßnahmen den amerikanischen Autohersteller Chrysler saniert, der gegenwärtig allerdings wieder hohe Verluste macht.

Bernhard hatte den DaimlerChrysler-Konzern, bei dem er eigentlich Mercedes-Chef werden sollte, nach einem Streit mit dem damaligen Konzernchef Jürgen Schrempp über die Strategie für das Asien-Geschäft verlassen.

Seit anderthalb Jahren ist er Chef der Marke VW, bei der er den Sanierungskurs verschärfte. Angeblich will Bernhard den Job nach dem Wechsel von Winterkorn an die Volkswagen-Konzernspitze aufgeben. Den Managern wird ein gespanntes Verhältnis nachgesagt.

Der VW-Aufsichtsrat wolle über eine Nachfolge für Winterkorn als Vorstandschef bei Audi erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, teilte der Konzern nach der Sitzung mit.

Außer Produktionsvorstand Jochem Heizmann werden als Kandidaten Finanzvorstand Rupert Stadler, Entwicklungschef Ulrich Hackenberg und Vertriebsvorstand Ralph Weyler genannt.

Auf der Tagesordnung des VW-Aufsichtsrates stand auch die Finanz- und Investitionsplanung des Konzerns für die Jahre 2007 bis 2009. Volkswagen wird im Konzernbereich Automobile 24,7 Milliarden Euro investieren.

Diese Summe umfasst Entwicklungskosten und Finanzanlagen. Von den Sachinvestitionen (17,7 Milliarden Euro) soll deutlich mehr als die Hälfte in Deutschland bleiben (10,7Milliarden Euro).

Die im Zuge der Sanierung abgesenkte Investitionsquote wird künftig wieder dauerhaft bei sechs Prozent liegen. Der Aufsichtsrat stimmte außerdem den Plänen des Vorstands in Indien zu.

Volkswagen wird im Norden der Stadt Pune im Bundesstaat Maharashtra ein Fertigungswerk errichten. Dort sollen 2500 Mitarbeiter von der zweiten Hälfte des Jahres 2009 an ein Kleinwagen-Modell produzieren.

Angesichts hoher Einfuhrzölle könne eine nennenswerte Präsenz auf dem weltweit mit am schnellsten wachsenden Markt nur mit einer eigenen Fertigung in Indien erreicht werden.

,,Bei MAN alles möglich''

Der Aufsichtsrat von Volkswagen befürwortet weiterhin die Zusammenführung von MAN und Scania und bestätigte seine beiden Beschlüsse vom 15. Oktober.

Danach strebe er weiterhin eine einvernehmliche Lösung an, sei aber anderen Wegen gegenüber offen. Volkswagen werde MAN seine Anteile an Scania anbieten, wenn MAN mindestens 56,01 Prozent der Stimmrechte und mindestens 71,31 Prozent des Kapitals an Scania hält.

Zum offiziellen Übernahmeangebot, das von MAN am Donnerstag vorgelegt worden war, erklärte der Großaktionär von sowohl MAN als auch Scania: ,,Im Falle eines erkennbaren erfolglosen Verlaufs des Angebots behält sich Volkswagen aber alle alternativen Möglichkeiten vor.''

An der Börse rutschte nach dem starken Anstieg der vergangenen Wochen der Kurs der VW-Aktie nach Bekanntgabe der Beschlüsse des Aufsichtsrates um minus 2,8 Prozent auf 83 Euro.

© SZ vom 18.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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