Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Jürgen Richter, hat für das missglückte Engagement bei dem Postdienstleister Pin drastische Worte gefunden.
"Ich halte den daraus entstandenen Verlust von über 600 Millionen Euro, der zudem voll liquiditätswirksam ist, für eine Riesenkatastrophe des Hauses Springer", sagte Jürgen Richter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Es seien enorme Fehler gemacht worden, weil man die Pin-Anteile von den Regionalzeitungsverlagen viel zu teuer gekauft habe, um die Mehrheit der Pin AG zu erlangen.
Die Integration der vielen lokalen Gesellschaften sei nicht kostenwirksam bewerkstelligt worden. Pin sei Teil der bewusst betriebenen Börsenstory gewesen.
Aufsichtsrat in Verantwortung
In ersten Linie sei der Aufsichtsrat für die Fehlentscheidung Pin verantwortlich; erst in zweiter Linie der Vorstand, sagte Richter.
Aus dem Aufsichtsrat habe er gehört, dass man das Pin-Investment in der Größenordnung von über 600 Millionen Euro durchgewunken habe, obwohl man die vorgelegte operative Planung des Vorstandes nicht eindeutig beurteilen konnte.
Bei Axel Springer hinterließ die Krise der Postdiensttochter Pin Spuren in der Bilanz des Jahres 2007. Bedingt durch Abschreibungen auf die Pin Group wurde für das Jahr unter dem Strich ein Fehlbetrag von 288 Millionen Euro ausgewiesen. Im Vorjahr wurde noch ein Konzernüberschuss von 291 Millionen Euro verbucht.