Einmottung:Apple zerschlägt iTunes

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Die Apple-Managerin Stacey Lisik spricht auf einer Entwickler-Konferenz des US-Konzerns in San Jose in Kalifornien. Das Programm iTunes wird fast völlig verschwinden. (Foto: Mason Trinca/Reuters)

Der Konzern verabschiedet sich nach 18 leidvollen Jahren von der Multimedia-Software. Die Funktionen finden sich künftig in den Apple-Programmen Music, TV und Podcasts.

Von Johannes Kuhn, München

Man hätte iTunes noch locker eine E-Mail-Funktion, einen Kalender oder einen Browser spendieren können, scherzte Apple-Manager Craig Federighi. Und verkündete dann das Ende des 18 Jahre alten Programms. "Die Zukunft von iTunes ist nicht eine einzige App, sondern drei", so die Botschaft auf der jährlichen Entwicklerkonferenz. Die Funktionen der Multimedia-Verwaltungssoftware finden sich künftig in den Apple-Programmen Music, TV und Podcasts.

Die Trauer dürfte sich in Grenzen halten. iTunes trieb in den vergangenen Jahren Nutzer mit seiner immer unübersichtlicheren Nutzeroberfläche und komplizierter Synchronisierung von Geräten zur Verzweiflung. Diese Synchronisierung wandert nun ins Betriebssystem und damit in den Hintergrund. Auf Mobilgeräten war iTunes ohnehin nur noch in der Form des "Stores", also der Kaufoberfläche, vorhanden. Der "iTunes Store" wird auch auf dem Desktop nicht verschwinden, sondern unter anderem in die Seitenleiste von Apple Music wandern. Und wer auf iTunes nicht verzichten möchte, muss einfach vermeiden, sein Betriebssystem zu aktualisieren. Die Käufe und Downloads lassen sich nun in den entsprechenden Spezial-Apps Music, TV und Podcasts aufrufen, die mit dem neuen Betriebssystem macOS Catalina erscheinen werden.

Damit geht eine Geschichte zu Ende, die am 9. Januar 2001 begann. Damals stellte der Apple-Gründer Steve Jobs iTunes als Plattform zur Musikspeicherung vor, die Nutzern erlaubte, ihre CDs zu digitalisieren. Zwei Jahre später erweiterte der Konzern iTunes nach Einigung mit den Musikkonzernen zum Download-Shop. Die Möglichkeit, einzelne Tracks zu kaufen, trug maßgeblich dazu bei, dass immer weniger Nutzer auf Filesharing-Dienste wie Napster zurückgriffen.

In den vergangenen Jahren allerdings löste Streaming den Einzelverkauf immer mehr ab. "Apple Music", das nun die Musikplayer-Funktionen vollständig übernimmt, existiert bereits seit 2015 als Flatrate-Angebot und Spotify-Konkurrent. Nicht wenige Nutzer dürften einzig das U2-Album "Songs of Innocence" in ihrer Musikbibliothek gehabt haben, das ihnen Apple 2014 als Marketing-Gag kostenlos aufdrückte.

Ein legendärer Fehlschlag war auch der Versuch 2010, iTunes mit einem sozialen Netzwerk für Musikliebhaber ("Ping") auszustatten, um Facebook Konkurrenz zu machen.

iTunes verschwindet allerdings nicht völlig: Windows-Nutzer können das von Apple dort ziemlich stiefmütterlich behandelte Programm weiterhin zur Synchronisierung mit ihren Apple-Mobilgeräten nutzen.

© SZ vom 05.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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