Einkaufen:Rabatt ist nicht gleich billig

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Der Winterschlussverkauf soll ersatzlos gestrichen werden; stattdessen sind Rabattaktionen künftig das ganze Jahr über erlaubt. Doch auf dicke Prozente allein kommt es nicht an, warnen Verbraucherschützer. Preisvergleiche bleiben angesagt.

Am Montag geht er wieder los: der Sturm auf die Wühltische und Sonderangebote. Nach dem Willen der Bundesregierung wird der diesjährige Winterschlussverkauf (WSV) definitiv der letzte seiner Art sein.

Auch wenn sich Einzelhändler und Discounter schon seit Dezember mit Nachlässen überbieten: Der letzte WSV soll dem Ganzen die Krone aufsetzen.

"Wir wollen damit auch nochmal Werbung für die Institution Schlussverkauf machen", sagt Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE).

Bedenken

Der Branchenverband hofft weiter auf eine Möglichkeit, konzentrierte Räumungsaktionen zu veranstalten. Wegen der dann notwendigen Absprachen bestehen aber noch kartellrechtliche Bedenken.

Dass der Ausverkauf das ganze Jahr über möglich sein soll, wie es die Bunderegierung will, davon hält Pellengahr nichts. "Ständige Rabattaktionen verunsichern die Verbraucher nur und lassen sie an der Glaubwürdigkeit der Preise zweifeln", argumentiert der HDE-Sprecher.

Ausnahmezustand

Beim Schlussverkauf hingegen sei die Sache klar: "Die zwei Wochen sind eine Ausnahme, die Händler räumen dann ihre Lager. "Danach werde umdekoriert, neue Mode fülle die Regale. "Dann wollen wir das Alte auch nicht mehr sehen - und die Kunden akzeptieren wieder normal kalkulierte Preise", sagt Pellengahr.

Verbraucherschützer begrüßen dagegen das Aus für den Schlussverkauf. "Dass die Lager geräumt würden, entspricht doch schon lange nicht mehr der Realität", kritisiert Roland Stuhr vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv).

Erhebliche Rabatte

Bei ständig wechselnden Sortimenten sei es unsinnig, dem Handel vorzuschreiben, wann er seine Winter- oder Sommerware günstiger anbieten dürfe. Künftig werde es gegen Ende der Saison unabhängig vom Schlussverkauf erhebliche Rabatte geben, ist sich der Verbraucherschützer sicher.

Schlussverkauf hin oder her - der Preisvergleich wird den Kunden nicht erspart bleiben. "Ein hoher Rabatt allein sagt erst einmal gar nichts", warnt Stuhr. "Was zählt, ist der Endpreis." Oft seien im Schlussverkauf die gleichen Waren immer noch teurer als schon zuvor bei der Konkurrenz.

Produkt als Baustein

Das Produkt selbst ist dabei nur ein Baustein, sagt Pellengahr. Wenn ein Fachhändler eine Waschmaschine nicht nur verkauft, sondern auch anliefert, anschließt, den Kunden in puncto Waschmittel und Härtegrade berät und dazu noch bei Problemen erreichbar ist, sei das mehr wert als ein paar Euro Preisvorteil beim Discounter, ist sich der Branchenvertreter sicher.

Auch ohne die Institution Schlussverkauf wird nach Überzeugung von Verbraucherschützer Stuhr jedenfalls ein Prinzip gültig bleiben: "Wer billig einkaufen will, muss sich mit Preisen und Leistungen beschäftigen - und das kann aufwändig sein."

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