Einigung:KLM landet bei Air France

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Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich die beiden Fluglinien auf ihren Zusammenschluss geeinigt. Gemessen am Umsatz ist die neue Gesellschaft Air France-KLM die größte Airline der Welt.

Zusammen kamen die beiden Gesellschaften im vergangenen Jahr auf Einnahmen von 19,7 Milliarden Euro und lagen damit vor dem US-Branchenriesen American Airlines (AMR), der rund 17,3 Milliarden Dollar (nach aktuellen Wechselkursen rund 15 Milliarden Euro) erwirtschaftete. Nach Fluggastzahlen haben jedoch weiter die drei amerikanischen Gesellschaften AMR, Delta Airlines und United Airlines die Nase vorn.

Lufthansa gelassen

Die Lufthansa reagierte gelassen auf den Zusammenschluss von Air France und KLM. "Die Konzentration ist ein Prozess, der sich schon seit Jahren abgezeichnet hat", sagte Konzernsprecher Thomas Jachnow. Der europäische Markt werde sich um die drei Branchenriesen - Lufthansa, die neue Air-France-KLM und British Airways - konzentrieren.

"Mit unserer Star Alliance bleiben wir die Nummer eins bei den Bündnissen", betonte Jachnow. Das gelte für Verbindungen in Europa und auf Langstrecken. Zu dem Bündnis gehören 16 Fluggesellschaften, darunter unter anderem United Airlines und Singapore Airlines sowie in Europa die skandinavische SAS, Austrian, Spanair und British Midland.

In die fusionierte Gesellschaft wird Air France 356 Flugzeuge einbringen, KLM 162. Für beide Airlines arbeiten derzeit 101.325 Angestellte. Die Fusion soll laut der gemeinsamen Erklärung der beiden Unternehmen über einen Aktientausch abgewickelt werden. In der neuen Gesellschaft soll der französische Anteil 81 Prozent ausmachen, der niederländische 19 Prozent. Der Anteil des französischen Staates an Air France wird dadurch von 54 auf 44 Prozent sinken.

Der Heimat-Flughafen der Air France in Paris liegt mit jährlich 48,3 Millionen Passagieren europaweit vor dem niederländischen Schiphol (40,7 Millionen) auf Platz drei.

Alitalia stimmt zu

Wie bei Air France stimmte auch bei der italienischen Alitalia der Verwaltungsrat dem Zusammengehen von Air France und KLM zu. Sein Unternehmen werde kein Veto gegen die Aufnahme der niederländischen Gesellschaft in die Luftfahrt-Allianz SkyTeam einlegen, zitierten die Nachrichtenagenturen Ansa und Radiocor Alitalia-Chef Giuseppe Bonomi.

Alitalia und Air France sind Partner bei SkyTeam. Sie haben eine Überkreuz-Beteiligung von jeweils zwei Prozent. In der geplanten Holding von Air France und KLM soll auch ein Alitalia-Vertreter sitzen.

Die Bekanntgabe der geplanten Fusion wirkte sich auf die Börsennotierung der beiden Gesellschaften sehr unterschiedlich aus: Der Kurs der französischen Gesellschaft sank um rund 2,5 Prozent, während das KLM-Papier einen Kurssprung von 20 Prozent verzeichnete.

Aufschlag von 40 Prozent

Als der Handel mit den beiden Werten am Dienstag morgen um eine halbe Stunde verzögert einsetzte, wurde Air France in Paris bei 13,35 Euro gehandelt. Der Anteilsschein von KLM wurde in Amsterdam bei 14,35 Euro notiert. Nominell wird KLM durch das Übernahmeangebot von Air France um 40 Prozent höher bewertet als die letzte KLM-Notierung am Montag bei Börsenschluss.

Die Beschränkung der Air-France-Beteiligung an KLM auf eine Minderheit soll es den Niederländern wohl erlauben, die Flugrechte der KLM zu erhalten. Damit würde Air France auf die niederländischen Besorgnisse eingehen, die den Abschluss der bisher zwanzigmonatigen Gespräche immer wieder verzögert haben.

Es ging dabei insbesondere um Garantien für den Flughafen Amsterdam-Schiphol. Die Niederländer befürchten, er könnte zu einem bloßen Anhängsel des Pariser Flughafens Charles de Gaulle werden. Schiphol-Chef Gerlach Cerfontaine hatte deshalb vor den Folgen einer Fusion gewarnt. Er sieht die Position von Schiphol bedroht, wenn KLM Flüge an Paris verliert.

Beschäftigungsgarantie

Auch das jetzige Vetorecht der niederländischen Regierung bei der KLM sowie beschäftigungspolitische Aspekte spielten bisher eine wichtige Rolle. Zwar hat Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta eine Beschäftigungsgarantie bis 2005 gegeben. Doch die Gewerkschaften befürchten einen Arbeitsplatzabbau.

Auch niederländische Wirtschaftswissenschaftler hatten vor einer Fusion von KLM und Air France gewarnt, die zu Lasten der KLM gehe und bei der die angestrebten Synergie-Effekte nur Air France zugute kommen würden. Die niederländische Regierung hat deshalb noch auf ihrer letzten Sitzung nachdrückliche Garantien von der französischen Regierung gefordert.

Auf französischer Seite ist mit der Fusion untrennbar die weitere Privatisierung der Air France verbunden, wie Frankreichs Wirtschaftsminister Francis Mer bereits betonte. Nachdem der Staatsanteil durch die Übernahme von 54 auf unter 40 Prozent sinken wird, soll er durch eine folgende Privatisierung auf rund 20 Prozent gedrückt werden.

Teilprivatisierung

Dem Bündnis soll zu einem späteren Zeitpunkt die Alitalia beitreten, die mit Air France bereits über eine wechselseitige, zweiprozentige Kapitalbeteiligung und kommerzielle Abkommen verbandelt ist. Im römischen Schatzministerium ist derzeit ein Gesetz in Vorbereitung, mit dem die Regierung einen Rückzug des Staates aus der 1947 gegründeten Airline unter die 50-Prozent-Marke autorisieren will. Noch hält das Schatzministerium 62,39 Prozent des Kapitals. Eine weitere Teilprivatisierung Alitalias ist Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen sich auf Aktientauschbasis an einer Fusion beteiligen kann. Das wird aber nicht vor 2004 möglich sein.

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