Einigung in letzter Minute:Tarifstreit am Bau doch noch beigelegt

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Trotz der Ablehnung eines Regionalverbandes tritt der Ende Juni vereinbarte Tarifabschluss für die 800.000 Beschäftigten im Baugewerbe in Kraft.

Dies sei mit der IG Bauen-Agrar-Umwelt vereinbart worden, erklärte der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) in Berlin.

Die 800.000 Beschäftigten im Bau erhalten ein Prozent mehr Lohn. (Foto: Foto: AP)

Den Angaben des Zentralverbandes zufolge werden die vereinbarten Bestandteile gültig - wie etwa die Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden ab Januar 2006. Auch eine einprozentige Lohnerhöhung und die Verlängerung der Mindestlöhne waren vereinbart worden.

Zuvor hatte der Ende Juni ausgehandelte Tarifkompromiss vor dem Scheitern gestanden, da der Innungsverband des Zimmererhandwerks Westfalen die Tarifverträge am Donnerstag auf einer Mitgliederversammlung abgelehnt hatte.

Der Verband gehört zu sechs regionalen Verbänden, die dem Tarifkompromiss laut einer Vereinbarung mit der Gewerkschaft bis Donnerstagabend hätten zustimmen müssen. Ansonsten sah die Vereinbarung vor, dass die Tarifverträge als nicht zu Stande gekommen gelten.

Nur knapp gebilligt

Über die Vereinbarung hat sich der Zentralverband nun hinweg gesetzt. Die fünf anderen regionalen Verbände, Bremen, Hessen, Thüringen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, hatten den Tarifkompromiss gebilligt - wenn auch nur knapp.

Die sechs regionalen Arbeitgeberverbände hatten ihrem Zentralverband bereits vor Beginn der Tarifverhandlungen das Mandat entzogen, für sie Lohnverhandlungen zu führen. Grund war der letzte Tarifabschluss aus dem Jahr 2002, der nach einem Streik der Bauarbeiter ihrer Meinung nach mit einer mehrprozentigen Lohnerhöhung zu hoch ausgefallen war.

Zentralverband droht mit Konsequenzen

Insgesamt, zusammen mit den übrigen Mitgliedern, hätten 97 Prozent dem Tarifkompromiss zugestimmt, erklärte der ZDB. Der Zimmererverband organisiere nur ein Prozent der Mitglieder seines Zentralverbands. Deshalb habe man mit der Gewerkschaft vereinbart, den Tarifabschluss trotzdem wirksam werden zu lassen.

Der ZDB-Verhandlungsführer und Vizepräsident Frank Dupre erklärte dazu, es handele sich um einen "wegweisenden Tarifabschluss", der nicht an einer Minderheit in der baugewerblichen Organisation scheitern dürfe. "Der Schwanz kann nicht mit dem Hund wedeln", erklärte Dupre. Der ZDB-Vizepräsident drohte zugleich "verbandspolitische Konsequenzen" aus dem Verhalten des Zimmererverbandes nach der Sommerpause an.

"Unzumutbare Belastung"

Der Innungsverband, der eigenen Angaben zufolge 500 Firmen mit rund 10.000 Beschäftigten vertritt, erklärte im Anschluss an seine außerordentliche Mitgliederversammlung, der Tarifkompromiss vom 21. Juni sei nicht akzeptabel.

Die beschlossene Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden bringe keine Entlastung für die Betriebe, und die vereinbarte einprozentige Lohnerhöhung sei eine "unzumutbare Belastung", die weitere Arbeitsplätze gefährde.

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