Edelmetalle:Einsame Spitze

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In diesem hässlichen Abgasreiniger stecken wertvolle Metalle: Denn Palladium wird gerade richtig teuer.

(Foto: Robert F. Bukaty/AP)

Der Preis für Palladium steigt und steigt. Die Autoindustrie braucht das Edelmetall. Doch der Lauf könnte bald enden.

Von Victor Gojdka

Einen seltenen Einblick in das Privatleben eines Börsianers gab ein Metallhändler kürzlich dem Datendienst Platts. Ihn plagten derzeit schlaflose Nächte, bekannte der Händler. Es sei das Industriemetall Palladium, das ihn nachts wach halte.

Menschen außerhalb der Finanzwelt mag das amüsieren, doch die Preisentwicklung von Palladium ist in der Tat atemberaubend: Um mehr als 40 Prozent hat der Preis des silbrigen Metalls seit Mitte August angezogen, auf aktuell 1165 Dollar je Feinunze. Am Montagmorgen stand es zwischenzeitlich gar so hoch wie nie. Während Gold, Platin, Silber und andere Rohstoffe gerade eine schwere Zeit durchmachen, ist Palladium die einzige positive Ausnahme am Rohstoffmarkt. Doch Experten warnen: Der Lauf könnte schnell vorbei sein.

Wer verstehen will, warum der Palladiumpreis aktuell so steigt, muss in den Auspuff schauen. Rund 80 Prozent der Gesamtnachfrage nach dem silbrigen Metall kommen aus der Automobilindustrie. In Katalysatoren von Benzinern reinigt das Metall giftige Abgase. Ohne Palladium dürfte in unseren Städten dicke Luft herrschen. Global dürfte die Autonachfrage im kommenden Jahr relativ stabil bleiben, jedoch verschärfen viele Nationen ihre Abgasvorschriften. Auch China will die Luft in den Städten säubern. Je strenger die Vorschriften, desto mehr Palladium muss in den Katalysator. Der Rohstoff ist bereits seit Jahren knapp. "Die hohen Preise sind aktuell zu guten Teilen von Spekulanten getrieben", sagt Rohstoffexperte Carsten Menke von der Schweizer Privatbank Julius Bär.

Doch der Ausblick für das Metall ist trüber, als mancher erwarten dürfte. Der weltweit größte Palladiumproduzent, Norilsk Nickel, kündigte am Montag an, seine Produktion in den kommenden sieben Jahren um 25 Prozent zu steigern. "Das ist ein echter Strategieschwenk", sagt Rohstoffexperte Menke. Zudem gibt es immer wieder Gerüchte am Rohstoffmarkt, dass die Lagerbestände von Palladium deutlich höher sein könnten als offiziell bekannt.

Schon im kommenden Jahr könnten schließlich die Katalysatorhersteller selbst die Preisrally beenden. Denn statt Palladium können sie einfach Platin in den Katalysatoren verbauen. "Das reinigt die Abgase auch", sagt Rohstoffexperte Jan Edelmann von der HSH Nordbank. Bleibt Platin über viele Monate deutlich günstiger als Palladium, lohnt sich das für die Hersteller. Privatanleger sollten also extrem vorsichtig sein, wenn sie mit dem Rohstoff spekulieren.

Finanzberater empfehlen Privatanlegern nachdrücklich, nicht mit einzelnen Rohstoffen zu spekulieren - wegen des hohen Risikos. Sondern ihrem Portfolio auf lange Sicht allenfalls mit einigen Prozent einen breit gefächerten Rohstoffindex beizumischen.

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