Edeka schluckt Spar und Netto:Einstieg im umkämpften Discount-Markt

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Das Bundeskartellamt hat grünes Licht für die Elefantenhochzeit im Lebensmittelhandel gegeben. Nun wird der Abbau von Arbeitsplätzen befürchtet.

Der Konzentrationsprozess im Einzelhandel geht weiter: Das Bundeskartellamt gab Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka grünes Licht für die Übernahme des angeschlagenen Hamburger Konkurrenten Spar und der Discountkette Netto-Süd. Verkäufer ist der französische Einzelhandelsgigant Intermarche (ITM).

Ein wohlüberlegter Einkauf: Der Lebensmittelhändler Edeka hat sich für die Übernahme von Spar und Netto entschieden. (Foto: Foto: dpa)

Kartellamtspräsident Ulf Böge betonte in Bonn, angesichts starker Konkurrenten wie Rewe, Aldi oder Lidl führe die Übernahme weder zum Entstehen, noch zur Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung.

Der Lebensmitteleinzelhandel sei weiterhin durch einen beträchtlichen Preiswettbewerb geprägt.

Edeka kann seine Spitzenposition ausbauen

Edeka-Chef Alfons Frenk begrüßte in Hamburg, dass das Kartellamt auf jegliche Auflagen verzichtet habe. Der Hamburger Handelsriese schlägt bei seinem Coup gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen kann er seine Spitzenposition im deutschen Handel ausbauen und damit seine Einkaufsmacht stärken. Zum anderen gelingt es ihm spät, aber vielleicht nicht zu spät, im zukunftsträchtigen Discount-Bereich ernsthaft Fuß zu fassen.

Auch Spar-Chef Stephan Schelo, zeigte sich erleichtert über die Zustimmung der Wettbewerbshüter. "Damit ist nun der Weg frei, die wirtschaftliche Zukunft aller selbstständigen Spar-Einzelhändler mit ihren rund 15.000 Arbeitsplätzen zu wettbewerbsfähigen Bedingungen dauerhaft abzusichern", sagte er. Spar hatte in den vergangenen Jahren tiefrote Zahlen geschrieben.

Edeka und Spar passen nach Einschätzung von Experten gut zueinander, weil sie beide selbstständige Supermarktbesitzer beliefern. Spar ist vor allem im Norden und Osten Deutschlands präsent, Edeka im Süden. Beide Unternehmen haben ihre Zentralen in Hamburg und verzichten - im Gegensatz zum Konkurrenten Rewe - weitgehend auf Supermärkte in eigener Regie. Von dem Zusammenschluss erhoffen sich beide Unternehmen deshalb erhebliche Einsparmöglichkeiten.

Arbeitsplatzabbau befürchtet

Dies dürfte allerdings auch mit einem spürbaren Stellenabbau verbunden sein. Die harte Wettbewerbssituation auf dem deutschen Markt erfordere alle Anstrengungen, die notwendigen Umsatz- und Ertragspotenziale für die Edeka-Gruppe zu erschließen, sagte Frenk.

Die Belieferung des Spar-Einzelhandels soll bereits in den nächsten Monaten Zug um Zug in die sieben Edeka-Regionalgesellschaften integriert werden. "Für die bisherige Spar-Logistik wird die Auslastung nach und nach zurückgehen, deutliche Anpassungen der Kapazitäten werden die Folge sein", betonte Spar-Chef Schelo.

Die Standorte Langenfeld, Mittenwalde, Ellhofen und Poing würden voraussichtlich nach einer Übergangsphase aufgegeben, erklärte der Manager. Auch bei Einkauf und Verwaltung müssten Doppelfunktionen abgebaut werden. Doch solle "möglichst vielen Beschäftigten" ein Arbeitsplatz bei Edeka angeboten werde.

Jährlich 100 neue Filialen

Im Discount-Bereich setzt Edeka dagegen nach der Übernahme von Netto-Süd auf Expansion. Jährlich sollen Frenk zufolge rund 100 neue Filialen eröffnet werden.

Das Bundeskartellamt hatte den Zusammenschluss vier Monate lang akribisch geprüft. Auf 20 von bundesweit rund 90 regionalen Märkten erreiche das neue Unternehmen einen Marktanteil von rund einem Drittel oder mehr, betonten die Wettbewerbshüter. Doch verfügten hier auch Konkurrenten über hohe Marktanteile, so dass keine Gefahr für den Wettbewerb bestehe.

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