Dubai im Aufwind:Mekka der Logistik

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Mit liberaler Wirtschaftspolitik wird das Emirat zum Magnet für ausländische Investoren. Branchengrößen wie DHL bauen ihre Kapazitäten am Golf massiv aus.

Das Emirat Dubai wird zur wichtigsten Drehscheibe für die Belieferung der arabischen Halbinsel und des Mittleren Ostens, Ostafrikas und Indiens.

Herzstück des Aufschwungs: Der Containerhafen der Freihandelszone Jebel Ali innerhalb Dubais ist schon jetzt riesig - und wird noch weiter ausgebaut. (Foto: Foto:)

Die Bedeutung dieser Absatzmärkte wächst ständig, und die Ansprüche an eine termingerechte Lieferung von Waren steigen ebenfalls.

Das hat in den letzten Jahren zu einem Umdenken der Logistik-Branche geführt: Anstatt den Mittleren Osten nur aus Europa oder Asien zu beliefern, verlegt man Warenbestände nach Dubai.

Einige Unternehmen verlagern sogar ihre Produktion an den Persischen Golf. Der Mittlere Osten wird immer stärker in den globalen Handel einbezogen. In Ägypten, Jordanien und der Türkei beispielsweise spielt der Export von Textilien eine große Rolle. Als neuen Markt erschließen internationale Speditionen gerade Nord-, Ost- und Westafrika.

Das Herzstück von Dubais Logistik-Mekka ist die "Jebel Ali"-Freihandelszone, kurz JAFZ (Jebel Ali Free Zone). Eine Freihandelszone ist ein Gebiet innerhalb eines Staates, in dem für den Außenhandel keine oder sehr niedrige Zölle erhoben werden.

Steueroase lockt DHL an den Persischen Golf

Diese Zonen ziehen ausländische Investoren an und sollen auch die Wirtschaft des eigenen Landes in Schwung bringen. Angefangen hat alles mit ein paar Kränen und 19 Firmen. Heute ist die 1985 eingerichtete JAFZ ein Knotenpunkt für tausende Unternehmen aus aller Herren Länder.

Überhaupt gilt Dubai als Steueroase - die Vereinigten Arabischen Emirate erheben zum Beispiel weder Einkommens- noch Körperschaftssteuer auf Einkünfte, die Unternehmen in Dubai erzielen.

In der JAFZ können ausländische Unternehmen Gesellschaften gründen, ohne dass Teile des Kapitals von einheimischen Investoren kommen müssen.

Auch die Post-Tochter DHL will in den nächsten Jahren ihr Engagement am Golf erheblich verstärken. Die Logistikkapazitäten in Dubai sollen von derzeit 85.000 Quadratmetern um mehr als 300.000 Quadratmeter wachsen.

Ein wesentlicher Bestandteil ist das Expressterminal auf dem neuen Dubai World Central International Airport.

Dubai World Central (DWC) ist eine 140 Quadratkilometer große künstliche angelegte Stadt, in der langfristig 900.000 Menschen leben und arbeiten sollen. Die Kosten der Infrastruktur für Dubais Stadt-in-Stadt-Abenteuer werden auf 33 Billionen US-Dollar geschätzt.

Geplanter Flughafen so groß wie Heathrow und O'Hare zusammen

Wenn der Mammut-Flughafen von DWC fertig gestellt ist, werden seine Kapazitäten so groß sein wie die der Airports London Heathrow und Chicago O'Hare zusammengenommen. Er wird über sechs parallele Start- und Landebahnen sowie 16 Luftfrachtterminals verfügen.

Damit könnte er eine Kapazität von 120 Millionen Passagieren und zwölf Millionen Tonnen Fracht pro Jahr erreichen. Das wäre grob gerechnet mehr als das doppelte Passagieraufkommen als beim Frankfurter Flughafen - und etwa die sechsfache Frachtmenge. 2008 soll Dubais Luftdrehkreuz in Betrieb gehen, der komplette Ausbau dürfte allerdings noch Jahre dauern.

Gleichzeitig wird die Erweiterung des Containerhafens vorangetrieben. Er wird in vier Phasen für etwa 180 Millionen Euro ausgebaut. Unter anderem wird die Fahrrinne für Frachtschiffe von 235 auf 325 Meter verbreitert. Bis 2020 gehen 18 Tiefseeanlegestellen mit den entsprechenden Lade- und Löscheinrichtungen in Betrieb. Am Ende der Aufbauphase soll der Hafen von Jebel Ali 82 Schiffsanleger und 125 Kräne haben.

Auch Kühne + Nagel bauen am Golf massiv aus

Als Teil von Dubai World Central geht 2008 die "Dubai Logistics City" (DLC) an den Start. Wie auch der Flughafen wird die DLC eine Freihandelszone sein. Speditionen können also Waren vom Hafen zum Flughafen oder zur DLC transportieren, ohne Zölle zu entrichten oder Zollkontrollen zu durchlaufen.

In der DLC sind zahlreiche global operierende Speditionen aktiv. Der Logistik-Riese Kühne + Nagel zum Beispiel will auf einem 52.000 Quadratmeter großen Areal seine Drehscheibe für den mittleren Osten errichten. Ein Teil der Lagerzentren wird über spezielle Sicherheits- und Klimatisierungsanlagen verfügen, um empfindliche Fracht wie zum Beispiel Medikamente lagern zu können.

"Wir wollen langfristig zu den fünf größten Logistik-Dienstleistern der Region zählen", so Werner Kleymann von Kühne + Nagel. Die Kunden verlangen dabei immer mehr Dienstleistungen aus einer Hand. Kühne + Nagel ist schon seit 1977 in den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv. 2010 will das Unternehmen seine Kapazitäten in der Golf-Region auf bis zu 200.000 Quadratmeter ausweiten.

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