Dubai:"Frankfurt" des Mittleren Ostens

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Das kleine Emirat am Persischen Golf plant eine weitere Attraktion. Das neue ambitionierte Finanzzentrum Dubai will sich mit Hilfe großer Namen etablieren.

Von Gerd Zitzelsberger

(SZ vom 29.7.2003) — Die größte künstliche Insel der Welt, der Bau des höchsten Wolkenkratzers oder das erste Sieben-Sterne-Hotel: Das kleine Öl-Emirat Dubai am Persischen Golf will immer neue Attraktionen bieten.

Eine weitere kommt jetzt dazu: Dubai will sich zum wichtigsten Finanzzentrum des Mittleren Ostens - den indischen Subkontinent eingeschlossen - entwickeln. Bis zur Jahrestagung von Weltbank und Weltwährungsfonds im September in Dubai sollen die Vorarbeiten bereits abgeschlossen sein.

"Das Geschäft kann bald beginnen"

"Das Geschäft kann bald beginnen", sagte Naser Nabulisi, der Chef des Projekts "Dubai International Financial Centre" (DIFC). Auf ein genaues Datum legt er sich allerdings nicht fest, denn etliche Gesetze müssen vorher verabschiedet werden.

Vor eineinhalb Jahren erst haben die Vorarbeiten begonnen, und kein Finanzzentrum dieser Größe, so Nabulisi, sei so schnell aus dem Boden gestampft worden.

Viel sieht man noch nicht - für das Verwaltungsgebäude der DIFC und die regionale Aktienbörse ist gerade erst das Fundament gegossen worden. Doch der wichtigste Eckpfeiler des Finanzzentrums steht seit zwei Wochen: Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen Dubai als einer von sieben Teilstaaten gehört, hat die zentrale gesetzliche Grundlage für das DIFC verabschiedet.

"Es war wegen der föderalen Struktur der VAE ziemlich kompliziert und die größte Hürde für das neue Finanzzentrum", heißt es in London. Das Gesetz muss noch vom obersten Rat der VAE ratifiziert werden, doch das gilt als Formsache.

Anderswo gelten Vorschriften und Aufsichtsbehörden eher als lästig. Das DIFC dagegen preist dies als seinen wichtigsten Standortvorteil: Integrität, Transparenz und Klarheit seien die drei Grundprinzipien des gesetzlichen Rahmens, der für das DIFC gelten wird.

Und in allen Verlautbarungen unterstreicht der neue Finanzplatz vor allem einen Punkt: Das Geschäft werde genauso seriös, solide und durchschaubar sein wie in den etablierten, großen Finanzzentren dieser Welt. "Dubai will eine regionale Version von Frankfurt oder London sein: Zwar nicht gleich gemessen an Größe, aber gleich gemessen an Qualität", heißt es bei der DIFC.

Unausgesprochen bedeutet das: Dubai will nicht einfach eine neue Steueroase sein, wie es von den Kanalinseln bis zu den Bermudas schon viele gibt. Steueroase wird das DIFC aber natürlich trotzdem sein: Der Körperschaftsteuersatz liegt bei Null, die Einkommensteuer für die ausländischen Manager ebenso.

Dubai braucht den Anreiz, denn das halbe Jahr über sind die klimatischen Bedingungen nicht sehr komfortabel: Tiefsttemperatur 30 Grad, Höchsttemperatur 42 Grad, meldete der Wetterbericht dort am Montag. Und in der 350.000-Einwohner-Stadt werden viele Manager weitab von Familie und Freunden leben.

Schlüsselpositionen besetzt

Um dem Finanzzentrum von Anfang an internationale Reputation zu verleihen, hat man zum einen eine unabhängige Aufsichtsbehörde geschaffen, die DIFC Regulatory Authority. Ihr Befugnisse zu übertragen, die bislang bei der Zentralbank des Staatenbundes lagen, war offenbar nicht ganz einfach. Zum zweiten hat man sich die Schlüsselmanager entsprechend ausgesucht.

Ian Hay Davison etwa, der Chairman der Regulierungsbehörde, ist ein international renommierter Veteran in Sachen Finanzaufsicht. Bekannt wurde er vor allem, als ihn die britische Zentralbank 1983 an die Spitze des Londoner Versicherungsmarktes Lloyds of London stellte, um das Haus in Ordnung zu bringen.

Auch Phillip Thorpe, der Vorstandsvorsitzende der Behörde, kommt aus London; er gehörte dort dem Führungsquintett der Finanzmarkt-Aufsicht an, und zuvor war er unter anderem der Terminbörse in Hongkong.

Die Bankenwelt fasst offenbar durchaus Zutrauen zu den neuen Finanzplatz. Die Deutsche Bank, die schweizerische Julius Bär und die britische Standard Chartered Bank jedenfalls haben bereits wissen lassen, dass sie eine Lizenz im DIFC beantragen. Weitere 20 Geldhäuser, unter ihnen auch Rückversicherer, hätten Interesse angemeldet, heißt es beim DIFC.

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