Drogerie-Märkte:Ende des Burgfriedens

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Bisher hatten sich Rossmann und dm stillschweigend bestimmte Regionen überlassen. Jetzt setzt Rossmann mit seiner Übernahme der kd-Filialen auf aggressive Expansion. Konkurrent dm aber hat bereits zum Gegenschlag ausgeholt.

Deutschlands drittgrößte Drogerie-Kette Rossmann will die Kaufoption für rund 320 kd-Filialen von Tengelmann wahrnehmen. "Klar werden wir die ausüben", sagte Dirk Rossmann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Option gilt bis Ende 2006.

Noch liegt Rossmann hinter Schlecker und dm auf Platz drei der Drogerie-Märkte. (Foto: Foto: dpa)

Sein Unternehmen hatte im vergangenen Herbst bereits 70 kd-Märkte übernommen. Die übrigen Filialen werden derzeit auf das Rossmann-Logo und -sortiment umge-rüstet, die Kosten dafür trägt Tengelmann.

Vier Prozent Wachstum

Nachdem kd lange Zeit tiefrote Zahlen schrieb, geht es seit dem Rossmann-Einstieg operativ steil bergauf. Für dieses Jahr rechnet Rossmann mit einem Umsatzplus von rund 18 Prozent (2003: 1,47 Mrd. Euro). Auf gleicher Verkaufsfläche (ohne neue Filialen) werde das Wachstum etwa vier Prozent betragen.

"Es geht uns richtig gut. 2005 werden wir mit kd in Deutschland zwei Milliarden Euro Umsatz machen", sagte Rossmann. Die Umsatzrendite vor Steuern liege bei etwa drei Prozent. Ein Börsengang sei kein Thema.

Aggressive Expansionsstrategie

Die Dirk Rossmann GmbH aus Burgwedel bei Hannover betreibt derzeit 785 Drogeriemärkte. In diesem Jahr sollen weitere 70 eröffnet werden. Rossmann bezeichnete die Kooperation mit kd (kaisers drugstore)als außerordentlich erfolgreich.

Rossmann hatte im Vorjahr eine aggressive Expansionsstrategie angekündigt, um den Branchenprimus Schlecker (Umsatz 5,4 Mrd. Euro) und die Nummer zwei dm (2 Mrd. Euro) anzugreifen.

Die von Götz Werner geführte Drogeriemarktkette dm lässt Rossmanns Expansion keineswegs kalt. Noch bis vor kurzem hatten die beiden Wettbewerber ihre Marktgebiete in Deutschland säuberlich untereinander aufgeteilt, wie das Handelsblatt berichtet.

Gegenangriff von dm

Seit dem Start der Kooperation von Rossmann und kd ist es mit dem stillschweigenden Abkommen aber vorbei. Nach Rossmanns Expansion im dm-Revier München werden derzeit 20 Märkte in Düsseldorf (Juli) und 15 in Köln (August) auf das Rossmann-Sortiment umgestellt, sagte der Inhaber. Auch dort hatte man bislang dm das Feld überlassen. Danach folgten Mülheim/Ruhr, Essen und Duisburg.

"Die Übernahme des kd-Filialnetzes ist für Rossmann ein kluger Schachzug", zitiert das Handelsblatt einen Branchenbeobachter. Denn damit bekomme man auf einen Schlag eine starke Präsenz im Gebiet von dm.

Die von Götz Werner geführte Drogeriemarkttkette dm revanchiert sich, wenn auch nur schrittweise, seit wenigen Monaten in Norddeutschland. Ausgerechnet rund um Hannover, der Heimatregion von Rossmann, bläst die Karlsruher Kette nun zum Gegenangriff.

Zurückhaltung in Osteuropa

Deutlich zurückhaltender als in Deutschland will Dirk Rossmann das Filialnetz in Osteuropa erweitern. "Ich will mich nicht verzetteln", meinte der Firmenchef, der 60 Prozent an dem von ihm 1972 gegründeten Konzern mit 13.000 Beschäftigten hält.

Mit 40 Prozent ist die niederländische Watson-Gruppe, eine Tochter des chinesischen Mischkonzerns Hutchison Wampoa (Hongkong), an Rossmann beteiligt.

Auch dank des finanzstarken Partners sei die rasante Wachstums-strategie solide abgesichert. "Die vergewaltigen mich mit ihrem Geld und möchten, dass ich noch aggressiver bin", meinte Rossmann.

Umsatzverluste bei Schlecker

Der Schuldenstand sei trotz der hohen Investitionen heute geringer als vor zwei Jahren. Die Verfolger Rossmann und dm (Karlsruhe) gelten als deutlich produktiver als der Marktführer Schlecker (Ehingen). In den vergangenen zwei Jahren knöpften sie Schlecker insgesamt etwa 800 Millionen Euro Umsatz ab.

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