Dresdner Bank:"Wir richten die Bank neu aus"

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Der frühere HypoVereinsbank-Vorstand Stefan Jentzsch wechselt zu dem Frankfurter Geldhaus und übernimmt dort die Leitung einer neuen Einheit für das Firmenkundengeschäft und Investmentbanking.

Das teilte die Bank am Donnerstag im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung in Frankfurt mit. Die Entscheidung war bereits seit längerem erwartet worden.

Die Dresdner Bank folgt mit der Zusammenlegung der beiden Sparten der allgemein üblichen Praxis bei Großbanken und will dadurch Synergien nutzen, Kosten sparen und die Erträge mit Firmenkunden steigern. Jentzsch gehört ab sofort dem Vorstand der Bank an, die zu den fünf größten in Deutschland zählt.

Rendite von zwölf Prozent angestrebt

"Wir richten die Bank auf lange Sicht neu aus", sagte Vorstandschef Herbert Walter. Über einen möglichen neuen Stellenabbau würden frühestens Ende Januar entschieden. Jentzsch benötige zunächst Zeit, um die "Situation zu analysieren", meinte Walter.

Auch zur Höhe der erwarteten Synergieeffekte könnten derzeit noch keine konkreten Angaben gemacht werden. Im Bereich Privat- und Geschäftskunden sollten die Kräfte ebenfalls stärker gebündelt werden. Dazu wurden die Zuständigkeiten im Vorstand neu geordnet.

Mit der Zusammenlegung und der Berufung von Jentzsch koppelt das zum Allianz-Konzern gehörende Finanzhaus die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) nach Einschätzung von Branchenexperten wieder stärker an den Heimatmarkt an. Eine "Teutonisierung" des Kapitalmarktgeschäfts sei aber nicht geplant, betonte Walter. Man werde weiterhin in London und New York Flagge zeigen.

Der bisherige Chef der Investmentbank, Andrew Pisker, habe sein Amt niedergelegt und werde die Bank verlassen. Über die Zukunft von DrKW wurde seit mehreren Jahren spekuliert. Die geplante Fusion zwischen Deutscher und Dresdner Bank war bereits an einem Streit über die Investmentbank gescheitert. Nach der Übernahme durch die Allianz hatte anfangs auch ein Verkauf oder Börsengang zur Diskussion gestanden.

Walter will bis 2008 das Ziel einer Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent nach Steuern erreichen. In diesem Jahr sei die Bank "auf gutem Weg", eine Rendite von etwa neun Prozent zu schaffen und damit erstmals wieder ihre Kapitalkosten zu verdienen.

Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 übernommen und musste zunächst Milliardenverluste bei der neuen Tochter hinnehmen. Tausende von Stellen wurden abgebaut.

In den ersten neun Monaten 2005 lag der Nettogewinn bei 451 Millionen Euro (plus fünf Prozent). Das operative Ergebnis von DrKW war allerdings auf Grund eines schwachen Handelsgeschäfts von 197 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 140 Millionen Euro zurückgegangen.

Jentzsch hatte nach der Übernahme der HypoVereinsbank durch die italienische UniCredit Anfang des Monats seinen Rücktritt erklärt. Unmittelbar nach seiner Ankündigung waren Spekulationen über einen Wechsel zur "grünen Beraterbank" aufgekommen.

Der 44-Jährige gilt als einer der profiliertesten deutschen Investmentbanker. Die Dresdner Bank hatte 1995 das britische Investmenthaus Kleinwort Benson erworben, 2001 kam die US-"Investmentboutique" Wasserstein Perella hinzu.

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