Dosenpfand:Ein Weg zur "Abzocke"

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Statt eines Pfandes will der Handel Dosen teuerer machen. In den Augen von Umweltminister Trittin wäre das aber reine "Abzocke" am Verbraucher.

Trittin lehnte den Vorstoß des Handels kategorisch ab, das Dosenpfand durch eine Dosenabgabe zu ersetzen. "Hinter dem Vorschlag steckt der Versuch von Teilen der Wirtschaft, sich aus der Verantwortung für die Entsorgung der Einwegverpackungen zu stehlen und die Kosten auf die Verbraucher abzuwälzen", sagte der Umweltminister der Zeitung Die Welt.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin muss weiter um das Dosenpfand kämpfen. (Foto: AP)

Das Pfand werde den Kunden bei Rückgabe der Dosen und anderer Einwegverpackungen wieder ausbezahlt, "aber mit einer Abgabe wird der Verbraucher nur abgezockt", zitiert die Zeitung Trittin weiter. Trittin wies damit einen Vorstoß der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten zurück, die für eine Abgabenlösung plädiert hatte. Diese favorisiert auch der Bundesverband der Industrie (BDI).

"Keine Wahlfreiheit mehr"

Bei Einführung einer Dosenabgabe würde der Handel massiv das gerade eingelistete Mehrweg wieder auslisten und flächendeckend nur noch Einweg anbieten, sagte der Grünen-Politiker der Welt. Der Verbraucher wäre dann gezwungen, nur noch Einweg zu kaufen. "Es gäbe keine Wahlfreiheit mehr, Mehrweg würde verdrängt", begründete Trittin seine ablehnende Haltung gegenüber dem Vorstoß.

Gleichzeitig gab sich Trittin zuversichtlich, dass das erhobene Pfand nicht zum völligen Verschwinden der Dose führen werde: "Es wird nach wie vor einen Sektor Einwegverpackungen geben. Nur eines ist klar: Diejenigen, die weiter Einweg anbieten wollen, werden um ein Rücknahmesystem nicht herumkommen."

Für eine Abgabe auf Dosen hätten sich in der Vergangenheit auch Umweltverbände und der Sachverständigenrat für Umweltfragen ausgesprochen, schreibt die Welt weiter. "Vor zwei oder drei Jahr mag das noch eine interessante Diskussion gewesen sein", räumte Trittin ein.

Renaissance des Mehrwegs

Diejenigen, die das Pfand ablehnten und eine Abgabe befürworteten, seien jedoch von der Wirklichkeit widerlegt worden, betonte der Minister gegenüber der Zeitung: "Heute wissen wir: Das Pfand wirkt ökologisch effektiv und hat zu einer Renaissance des Mehrwegs geführt."

Unterstützung erhielt Trittin vom Präsidenten des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, der eine Abgabe auf Einwegverpackungen ebenfalls strikt ablehnte.

Im Gegensatz zum Pflichtpfand würde die Abgabe den Verbraucher finanziell belasten, weswegen die gegenwärtige Pfandlösung besser sei, sagte Troge der Berliner Zeitung.

"Selbst bekämpft"

Troge gab zu bedenken, dass die Wirtschaft, die jetzt eine Abgabe fordere, eine solche Maßnahme über 20 Jahre lang selbst bekämpft habe. "Als jemand, der die Diskussion über Einwegverpackungen seit 1977 verfolgt, sage ich: Ich hätte die Tricksereien bei Handel und Abfüllern für nicht mehr steigerungsfähig gehalten", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes.

Zuvor hatte nach Aldi-Süd auch die Tengelmann-Gruppe angekündigt, Dosen und Einwegflaschen aus den Regalen zu verbannen. "Wir beginnen ab sofort mit der Auslistung", sagte eine Sprecherin des Mülheimer Konzerns dem Berliner Tagesspiegel vom Freitag. "Nur, wenn wir keine Einwegverpackungen anbieten, haben wir kein Problem mit der Rücknahme." Zu dem Konzern gehören unter anderem die Supermarktketten Plus und Kaisers.

Der Aufbau eines bundesweit einheitlichen Rücknahmesystems für Einweg-Leergut bis zum 1. Oktober war geplatzt, nachdem Teile des Handels und der Industrie eine entsprechende Zusage gekündigt hatten.

Letzte Frist

Trittin hatte der Branche am Mittwoch nach einem Krisentreffen eine letzte Frist bis Ende dieser Woche gesetzt, um sich zum Aufbau eines Pfandsystems zu bekennen. Bei weiterer Blockade drohen der Branche Bußgelder und Klagen von Wettbewerbern.

(sueddeutsche.de/dpa)

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