Dividendenfonds:Die Sparbuchalternative

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Dividendenfonds befriedigen das Bedürfnis vor allem deutscher Anleger nach Sicherheit - und bringen meist höhere Erträge als das simple Sparbuch.

Von Heinz-Josef Simons

Auch knapp zwei Jahre nach Ende der Börsentalfahrt gehen Aktionäre lieber auf Nummer sicher.

Deshalb haben Fonds mit dividendenstarken Werten Konjunktur. Die bisherige Wertentwicklung gibt den Sparern Recht.

Doch weil die Fonds allesamt erst recht kurz am Markt sind, müssen sie ihre langfristige Qualität noch beweisen.

Sparbücher als Vermögensvernichter

Vor allem deutschen Anlegern liegt das Thema Sicherheit am Herzen. Mehr als 500 Milliarden Euro liegen auf Sparbüchern, bei geringer Verzinsung.

"Eine Vermögensvernichtung in großem Stil, weil Sparer real - also unter Berücksichtung der Geldentwertung und nach Abzug ihrer Einkommensteuer - jedes Jahr zig Millionen Euro Verlust machen", sagt Matthias Helfesrieder, unabhängiger Finanzberater in der Stadt Singen.

Anleihen und Rentenfonds bringen zwar eine deutlich höhere Verzinsung als das Sparbuch, haben aber einen Nachteil: Sollten in diesem Jahr die Renditen an den Rentenmärkten steigen, wie von vielen Ökonomen erwartet, dann verlieren börsennotierte Schuldverschreibungen an Wert.

Sicherheit plus Rendite

Sparer, die ihre Anleihen nicht bis zur Rückzahlung halten, sondern früher verkaufen, müssen Kursverluste befürchten. Auch Aktien und Aktienfonds kommen als Sparbuchalternative in Frage, weil bei beiden die Renditechancen deutlich höher sind. Nachteil: Wegen der kurzfristig hohen Verlustrisiken sind Aktien und auch Aktienfonds eher für Anlagezeiträume ab drei bis fünf Jahre geeignet.

Ein Kompromiss aus Sicherheitsbedürfnis und Renditestreben könnten Dividendenfonds sein. Sie konzentrieren sich darauf, Firmenanteile mit voraussichtlich hoher Gewinnausschüttung für die Aktionäre zu kaufen.

Sonja Schemmann, Managerin des größten deutschen Aktienfonds dieser Art, des DWS Top Dividende, fasst die Vorteile so zusammen: "Dividendenstarke Aktien haben eine deutlich geringere Schwankungsbreite und deshalb ein kleineres Risiko, zugleich aber Wertzuwachspotenzial."

Über 20 Prozent Wertzuwachs

In Deutschland sind nur eine Hand voll solcher Dividendenfonds auf dem Markt. Weil die Investmentindustrie den Trend offenbar spät erkannt hat, ist keiner der Fonds älter als drei Jahre. Es muss sich also noch zeigen, ob die bislang sehr guten Ergebnisse Bestand haben.

Die beiden ältesten Fonds, der DWS Top Dividende und der DJE Dividende & Substanz des Vermögensverwalters Jens Ehrhardt, erreichten in den vergangenen zwölf Monaten immerhin einen Wertzuwachs von rund 20 Prozent.

Auch in diesem Jahr sieht DWS-Managerin Schemmann gute Chancen für ihre Investmentstrategie. Dafür sprächen das Marktumfeld - mit einer etwas nachlassenden Konjunktur - und die hohen Mittelzuflüsse, der Cash-Flow, bei den Unternehmen.

Regional konzentriert sich die Fondsmanagerin auf europäische Dividendenwerte, branchenspezifisch vor allem auf Telekomtitel. Diese haben in den vergangenen Jahren ihre Bilanzen weitgehend in Ordnung gebracht und oft wieder genug Geld, um den Aktionären eine Gewinnbeteiligung zu überweisen.

Banken und Telekom zahlen gute Dividenden

Yiaohu Zhou managt den Adig Selektion Dividende. Auch er stützt sich auf die so genannten quantitativen Auswahlkriterien, vor allem hohe Dividendenrendite und niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). "Meine Top-Position im Fonds sind die Aktien der HSBC-Bank, der beiden Ölmultis BP und Total sowie der Pharmaunternehmen Glaxo und Novartis."

Auch Frank Heise von der Fondsgesellschaft Union Investment setzt beim UniDividendenAss auf europäische Unternehmen, kann aber "bis 30 Prozent internationale Werte" beimischen. Er hat rund 100 Titel im Portfolio.

"Die Aktien wähle ich nach der für dieses Jahr erwarteten Dividendenrendite aus. Ab vier Prozent ist ein Papier für mich interessant", erläutert Heise. Nach eigenen Angaben beträgt die Dividendenrendite im Fonds momentan rund 4,6 Prozent. Die besten Dividendenzahler seien Banken, Versorger und Telekomunternehmen.

Erträge könnten sinken

"Im langfristigen Vergleich stammt rund die Hälfte der durchschnittlichen Gesamtverzinsung eines Aktieninvestments aus der Dividende", argumentiert Vermögensverwalter Jens Ehrhardt. Zu seinen Auswahlkriterien gehören nicht nur eine hohe Dividendenrendite und ein niedriges KGV, sondern auch ein geringes Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie stetig hohe Mittelzuflüsse der Unternehmen. Top-Werte in seinem Fonds sind etwa die Postbank, BASF, Münchener Rück, BilfingerBerger und Hugo Boss.

Mittlerweile haben auch ausländische Investmenthäuser den deutschen Markt entdeckt und bringen fast im Wochenrhythmus neue Dividendenfonds auf den Markt. Nachteil: Wenn sie bei der Akquise ähnlich erfolgreich sind wie ihre Konkurrenten und viel Geld einsammeln, könnte die Luft dünner werden.

Werden hohe Summen nach der gleichen Strategie in bestimmte Aktien investiert, steigen in der Regel deren Kurse, wodurch sich bei unveränderter Ausschüttung eine niedrigere Dividendenrendite ergibt.

© SZ vom 20.1.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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