Diskussion um arbeitsfreien Samstag:"Ein Stück hart erkämpfter Lebensqualität"

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Am Samstag gehört Papi mir - so kämpften die Gewerkschaften einst um den freien Samstag, nun wollen sie ihn sich nicht mehr so einfach nehmen lassern. Entsprechende Vorstöße aus dem Unternehmerlager wertet IG-Metallchef Peters als Versuch, mit Jobängsten Zugeständnisse zu erzwingen.

"Der arbeitsfreie Samstag ist ein Stück hart erkämpfter Lebensqualität", sagte Peters der Bild-Zeitung vom Mittwoch.

IG Metall-Chef Jürgen Peters meldet sich mit scharfen Tönen zu Wort. (Foto: Foto: dpa)

Das freie Wochenende sei für Arbeitnehmer die wichtigste Zeit für die Kindererziehung und gemeinsame Unternehmungen mit der Familie. "Wir werden diese kulturelle Errungenschaft der Arbeitnehmerbewegung nicht preisgeben."

Peters erteilte auch Plänen eine harsche Abfuhr, die eine generelle Rückkehr zur 40-Stunden-Woche vorsehen. Käme es zu einer solchen Ausweitung der Wochenarbeitszeit, so wäre dies das größte "Job-Killerprogramm", das es in Deutschland je gegeben hätte.

"Fehlende Kaufkraft"

Der Gewerkschaftschef begründete diese Auffassung mit der fehlenden Kaufkraft in Deutschland. Die im Falle einer 40-Stunden-Woche zusätzlich produzierten Waren könnten daher nicht verkauft werden. "Wird zum anderen aber weiter genauso viel produziert, dann wird bei 40 statt 35 Stunden rechnerisch jede achte Stelle überflüssig."

In der Diskussion um längere Arbeitszeiten hatten am Dienstag zwei Arbeitgeberverbände und die FDP die Ausweitung der Samstagsarbeit gefordert. In der Bild-Zeitung hatten sich Diether Klingelnberg, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), sowie der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle für die generelle Möglichkeit der Samstagsarbeit ausgesprochen.

Es müsse den Betrieben ermöglicht werden, bei Bedarf auch an Samstagen normal zu arbeiten, hatte Klingelnberg gefordert. "In anderen Teilen der Welt ist der Samstag auch ein ganz normaler Arbeitstag", argumentierte der BDI-Vizepräsident.

"Nicht mehr zeitgemäß"

In das selbe Horn hatte auch DIHK-Präsident Braun gestoßen. Teure Samstagszuschläge seien nicht mehr zeitgemäß, weil sie die Wettbewerbsfähigkeit reduzieren, hatte der DIHK-Präsident erklärt. "Wo Bedarf besteht, gehört der Samstag als regulärer Tag selbstverständlich dazu", so Braun weiter.

Der FDP-Wirtschaftsexperte Brüderle hatte sich ebenfalls für die Samstags-Arbeit eingesetzt. "Wir brauchen die 40-Stunden-Woche mit flexiblen Arbeitstagen. Wer Samstag voll arbeitet, kann in der Woche frei haben".

Peters warf den Arbeitgebern in der Bild-Zeitung zudem vor, die Jobangst von Arbeitnehmern auszunutzen, um Zugeständnisse bei Löhnen und Arbeitszeit zu erreichen: "Manche Unternehmer schüren Ängste um Arbeitsplätze mit dem Ziel, Mitarbeitern Lohnverzicht und Mehrarbeit abzupressen. Es seien viele Trittbrettfahrer unterwegs, die von den Krisen anderer Unternehmen profitieren wollen, indem sie ohne Not Zugeständnisse ihrer Belegschaft einfordern." Peters kündigte an, die IG Metall werde dagegen Widerstand leisten.

Flexible Regelungen gefordert

Spitzenpolitiker von CDU und CSU hatten sich zuvor für die Einführung einer generellen 40-Stunden-Woche ausgesprochen, während bei SPD und Grünen Forderungen nach flexiblen Regelungen für längere Arbeitszeiten laut geworden waren. Allerdings vertritt die Bundesregierung bisher den Standpunkt, dass dies die Angelegenheit der Tarifpartner sei.

Der Plan von Finanzminister Hans Eichel, für zusätzliches Wirtschaftswachstum den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober als arbeitsfreien Feiertag abzuschaffen, war am breiten Widerstand der Opposition aber auch innerhalb der Koalition gescheitert.

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