Digitale Betriebsrente:Der direkte Draht

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Ein neues Internetportal hilft Konzernen, die Altersvorsorge einfacher und kostengünstiger zu verwalten.

Von Jonas Tauber

Einen digitalen Draht zur betrieblichen Altersversorgung (bAV) der Mitarbeiter verspricht die Signal Iduna. Der Versicherer bietet Firmenkunden seit Juni ein digitales Verwaltungstool für die bAV an, das ihren Aufwand senken soll. Ändert sich die Adresse des Mitarbeiters, gelangt die Information per Mausklick über das Online-Portal an den Versicherer. Der bislang übliche Anruf beim Kundendienst war deutlich zeitaufwendiger, sagt ein Sprecher. "Sie mussten die richtige Person erreichen und jede Änderung nachkontrollieren."

Hinter dem Portal steht der Technologiedienstleister xbAV mit seiner Online-Plattform. Vergleichbare Portale hat er auch für die Anbieter WWK und HDI erstellt.

XbAV-Vorstandschef Martin Bockelmann sieht momentan eine steigende Nachfrage nach solchen digitalen Angeboten. Ein Grund ist das am Jahresanfang in Kraft getretene Betriebsrentenstärkungsgesetz. "Die Effizienz ist in den neuen Produkten sehr viel stärker gefordert, sodass der Kostendruck deutlich steigt." Das Potenzial dafür ist vorhanden: Bockelmann schätzt, dass sich der durchschnittliche Arbeitsaufwand pro Vertrag durch die Digitalisierung der Verwaltung um bis zu 90 Prozent senken lässt.

Mehr Effizienz in der Verwaltung ist laut Signal Iduna zuletzt wegen des neuen Fördermodells für Geringverdiener gefragt. Für den Versicherer mit seinem Fokus auf Handwerk und Handel ist das eine interessante Gesetzesneuerung. Firmen bekommen einen staatlichen Zuschuss in Höhe von 30 Prozent, wenn sie für Beschäftigte mit einem Einkommen von bis zu 2200 Euro brutto betrieblich vorsorgen. Der förderungsfähige Höchstbeitrag liegt bei 480 Euro im Jahr. Da müssen die Kosten niedrig sein, sagt der Sprecher. "Wenn es um kleine Beiträge geht, darf es keinen großen Verwaltungsaufwand geben."

Die Signal Iduna bietet ihren Kunden die Nutzung der in Lizenz erworbenen Version kostenlos an. Wollen Betriebe das Portal auch für die Verwaltung von Verträgen anderer Anbieter verwenden, können sie ein kostenpflichtiges Upgrade bei xbAV kaufen. Das funktioniert dann, wenn es sich um einen der elf Versicherer handelt, mit denen das Unternehmen kooperiert.

XbAV richtet sich nicht nur an bAV-Anbieter. Über sein Online-Portal vertreibt das Unternehmen auch digitale Angebote zur Unterstützung der Vermittler beim Vertrieb oder zur Information von Beschäftigten über ihre bAV-Ansprüche. Neben den Fördermöglichkeiten für Geringverdiener sorgt auch das neue "Sozialpartnermodell Betriebsrente" für Kostendruck und damit die Notwendigkeit für eine effiziente IT der Anbieter. Vorgesehen ist eine neue Form der Betriebsrente, bei der fixe Garantien verboten sind und die ohne Arbeitgeberhaftung auskommt - vorausgesetzt, Gewerkschaften und Arbeitgeber machen bei der bAV gemeinsame Sache. Das soll die Renditechance im derzeitigen Niedrigzinsumfeld maximieren.

Für die Anbieter geht es um niedrige Kosten

Weil die Tarifparteien mit ihrem Namen für ein solches Branchenangebot geradestehen, setzen sie auf größtmögliche Transparenz und geringe Verwaltungskosten. Auch für die Anbieter sind niedrige Verwaltungskosten essenziell, wenn sie mit dem neuen Modell Geld verdienen wollen.

Das bestätigt auch Richard Herrmann vom Beratungshaus Heubeck. Dabei geht es nicht nur um den Technologieeinsatz, sondern auch um die Vertragsgestaltung. "Meiner Meinung nach sind die Tarifparteien gut beraten, wenn sie bei größeren Tarifverträgen zwei Anbieter vorsehen und nicht nur einen", sagt er. Es könne dem Arbeitgeber überlassen sein, welchen er wählt.

Experten sind sich uneins, welche Bedeutung das Sozialpartnermodell in Zukunft spielen wird. Noch gibt es keine entsprechenden Tarifverträge. Kritiker sehen ein Hauptproblem im Garantieverbot. Sie bezweifeln, dass die sicherheitsbedürftigen Deutschen sich auf eine Vorsorge einlassen, bei der das Resultat unklar ist. Herrmann ist dagegen überzeugt. "Ich halte es für den richtigen Ansatz, um vor dem Hintergrund der Niedrigzinsen eine gute Rendite zu erwirtschaften."

© SZ vom 31.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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