Diebstahlvorwürfe:Infineon droht erneut Ärger vor Gericht

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Die israelische High-Tech-Firma Green Power Technologies beschuldigt den Konzern nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, Vertraulichkeitsvereinbarungen gebrochen und ihre Chiptechnologie widerrechtlich in Infineon-Produkte eingebaut zu haben.

Von Markus Balser

Der Chiphersteller Infineon sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt: Infineon wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück.

Kommt GPT mit seiner Schadenersatzforderung durch, könnte es für Infineon teuer werden. Bei dem Rechtsstreit geht es um ein Marktvolumen von einigen hundert Millionen Dollar.

Mit Vorlage eines Expertengutachtens geht der Prozess vor dem Münchner Landgericht wahrscheinlich noch im Juli in die entscheidende Phase.

GPT brachte den Fall mit einer Klage wegen Verletzung der Vertraulichkeitsvereinbarungen schon 2003 vor das Münchner Landgericht.

Verhandlungen über Partnerschaft

Der Fall dreht sich um Chips, die vor allem in Netzteilen von Notebooks, PCs, Servern und Telekomgeräten eingesetzt werden und die Geräte kleiner und effizienter machen. Geschützt durch mehrere Verschwiegenheitserklärungen hätten GPT und Infineon 2001 über eine Partnerschaft für die von GPT entwickelte Technologie verhandelt, sagt GPT-Vorstandschef Eitan Cohen der SZ.

Noch im Laufe desselben Jahres habe GPT alle wesentlichen Informationen seines eigenen Produktes offen gelegt - inklusive Bauanleitung und 180-seitigem technischen Leitfaden.

Unmittelbar danach habe Infineon die Verhandlungen mit dem aus der Ben-Gurion-Universität ausgegründeten Unternehmen abrupt beendet und binnen weniger Monate begonnen, ein "auffallend ähnliches" Produkt selbst zu vermarkten.

"Und das, obwohl Infineon zuvor zugesichert hatte, dass es kein vergleichbares Produkt in seiner Pipeline hat", sagte Cohen. Daraufhin habe GPT seine Strategie geändert, um das Produkt selbst zu produzieren und zu vermarkten. Verhandlungen mit der taiwanesischen Delta Electronics scheiterten jedoch. Begründung: Infineon biete ein ähnliches Produkt billiger an.

Vorwürfe zurückgewiesen

Infineon wies die Vorwürfe als unbegründet zurück. Nähere Angaben wollte ein Konzernsprecher mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht machen. In den USA habe Infineon in einem Patentverfahren jedoch kürzlich seine Position veteidigen können.

Ein Angebot zur Beilegung des Streits von Infineon über eine Million Dollar habe GPT abgelehnt, so Cohen. "Wir sollten für ein Taschengeld schweigen." GPT schätzt, dass es mit seinem Produkt am Gesamtmarkt einen Anteil von 20 bis 40 Prozent erreicht hätte. Der in den vergangenen Jahren aufgelaufene Schaden würde damit im dreistelligen Millionenbereich liegen - den künftigen Wert nicht eingerechnet.

Ein Gutachter prüft derzeit die GPT-Angaben. Mit dem Ergebnis wird in den nächsten Wochen gerechnet. Ein Urteil könnte das Gericht noch in diesem Jahr fällen.

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