Die Marke Opel:Allzu normal

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Werbung in eigener Sache: Opel-Chef Neumann posiert mit Arbeitern vor einem überarbeiteten Modell des Opel Insignia. (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Die Werbung von Opel mit Fußballtrainer Jürgen Klopp ist lustig. Den Verkaufszahlen hilft das allerdings nicht wirklich. Es hapert an anderer Stelle.

Von Max Hägler

Sonst noch was, Herr Klopp? "Ja, ich habe gute Nachrichten aus Deutschland gehört: Man kann jetzt absolut sorgenfrei Neuwagen kaufen, mit der neuen Opel-Flat. Ich sag mal: Dieses Angebot is not a normal one."

Das haben sie bei Opel auf jeden Fall geschafft: der Marke ein Gesicht zu geben. Fußballtrainer Jürgen Klopp, ehemals bei Dortmund, derzeit bei Liverpool, steht für den Rüsselsheimer Konzern. Recht lustig geht es in den verschiedenen Werbefilmen immer zu, wie bei dem oben zitierten. Tatsache ist jedoch: Die gute Laune spiegelt nicht unbedingt das Geschäft wider. Die Nachrichtenlage dort ist eher durchwachsen.

Die derzeit angebotenen Modelle seien "in Ordnung", sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management an der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Aber etwas wirklich Eigenständiges sei nicht zu sehen, das Image weiterhin nicht das beste. Eher ordentliche, deutsche Hausmannskost: Von Adam bis Zafira: very normal, trotz der Werbespäße. Die Frage ist: Wofür steht Opel?

Immerhin: 1,16 Millionen Autos haben Opel und die zugehörige britische Schwester Vauxhall im Jahr 2016 verkauft. Damit bleibt der Marktanteil in Europa stabil bei knapp sieben Prozent. Doch wurde das offenbar stark befördert durch direkte Rabatte und viele Eigenzulassungen durch den Hersteller und seine Händler. Was in den Zulassungsstatistiken ablesbar ist, bedeutet ebenfalls eine Rabattierung: Das eigentlich neue Auto wird durch die Kurzanmeldung zum jungen Gebrauchten, der mit großem Preisnachlass abgesetzt werden kann, ohne dass gleich von Verramschen die Rede ist. "Da kann man ablesen, unter welchem Druck Opel steht", sagt Bratzler. Die Folge der Nachlässe: Immer noch ist Opel in den roten Zahlen, mit einem operativen Verlust von 241 Millionen Euro (nach 813 Millionen Euro im Vorjahr). Seit 16 Jahren arbeiten die Opelaner nun schon, ohne dass ihre Firma Gewinn macht.

Es gibt einen Konkurrenten, der es besser kann: Ford Europa. Ebenfalls eine Regionalgesellschaft eines US-Konzerns, die in der Krise steckte: 1,8 Milliarden Euro Schulden musste man im Jahr 2012 verbuchen, ähnlich wie Opel damals. Ford schloss ein Werk in Brüssel und steht heute gut da: 1,2 Milliarden Euro Gewinn. Als Tochter eines US-Konzerns in Europa erfolgreich sein: "Es geht, man muss es nur richtig machen", urteilt entsprechend Ferdinand Dudenhöffer, Fachmann für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Wenn Opel-Chef Neumann erkläre, den Sprung in die Gewinnzone wegen des Brexit und des damit verbundenen niedrigen Pfunds verpasst zu haben, dann sei das wenig überzeugend.

Ausgerechnet jetzt tauchen Berichte auf, dass Neumann alles elektrisch machen will, damit Opel endlich wieder Gewinn macht: Ab dem Jahr 2030 sollen alle Opel-Autos völlig elektrisch fahren. Doch nach derzeitigem Stand dürfte das wohl unerfüllbar sein. Denn es gibt kaum E-Auto-Expertise in Rüsselsheim. Der elektrische Ampera, den sie gerade gern vorführen, ist in den wesentlichen Teilen ein Chevrolet Volt - erschaffen bei der Noch-Konzernmutter GM. Auch wenn Jürgen Klopp rauswinken sollte.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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