Die größten Unternehmen:Das Ende des billigen Geldes

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Steigende Zinsen können kleinere Firmen besonders schnell in Schwierigkeiten bringen.

Simone Boehringer

Weltweit steigen die Leitzinsen. Das Ende des billigen Geldes werden insbesondere mittelständische Unternehmen spüren, sind Branchenbeobachter überzeugt.

"Der dämpfende Einfluss auf das Wachstum wird sich bei den kleineren Firmen besonders zeigen, weil diese in den vergangenen Jahren einen wachsenden Teil ihrer Investitionen kreditfinanziert haben", sagt Peter von Windau, Gründer und ehemaliger Chef der Deutschen Gesellschaft für Mittelstandsberatung (DGM).

Ausweichen auf Lieferantenkredite

Und eine prozentual höhere Zinslast reduziert die zur Verfügung stehenden Kreditlinien. "Viele Unternehmen müssen gerade jetzt im Konjunkturaufschwung ihre höheren Absätze vorfinanzieren. Sie werden stärker auf Lieferantenkredite ausweichen", sagt Jens Damer, leitender Unternehmensberater für Finanzierungsfragen bei der Gesellschaft Con Moto, welche die DGM übernommen hat.

Schon in den vergangenen Jahren hätten sich die Zahlungsziele in den Lieferbeziehungen der Firmen untereinander um bis zu 30 Prozent verlängert. "Es werden immer häufiger Rechnungen wegen Kleinigkeiten reklamiert, damit dann bei Neuausstellung die Zahlungsfrist von neuem beginnt", beschreibt Damer ein Spiel, das die Letzten in der Kette besonders trifft. Oft sind gerade dies die kleinen Betriebe, die nicht die Macht haben, Zinssätze bei Banken zu beeinflussen.

Höhere Zinsen nicht generell negativ

Dass höhere Zinsen sich generell negativ auf die Dynamik der Unternehmen auswirken werden, glaubt Damer allerdings nicht: "Wer zu günstigen Konditionen bei Banken kreditwürdig war, wird es auch jetzt noch sein und umgekehrt."

Tatsächlich ist die Differenzierung der einzelnen Firmen mit den Eigenkapitalrichtlinien nach Basel II besser geworden. Ein Großteil der traditionell mit niedrigen Eigenkapitalmitteln ausgestatteten Mittelständler dürfte davon aber kaum profitieren, meint Manuel Theisen. "Für Firmen mit schlechtem Rating steigt der Risikoaufschlag", sagt der Betriebswirtschaftsprofessor der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Lösung sehen die Experten nur eine: Mehr Eigenkapital in die Firma einbringen, entweder aus der Privatsphäre oder über Beteiligungsgesellschaften. Letztere schwimmen im Geld, haben jedoch auch verbrannte Erde hinterlassen. So sind etwa die Autozulieferer Edscha und Kiekert ins Straucheln gekommen, nachdem die Finanzinvestoren Carlyle und Permira ihnen so hohe Schulden aufgeladen haben, dass der erste Gewinneinbruch sie in finanzielle Not brachte.

© SZ vom 2.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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