(SZ vom 31.07.03) - Ähnlich erging es der Pharmabranche in den zurückliegenden Monaten. In Krisenzeiten neue Zusammenschlüsse einzugehen - das galt lange als wirksame Therapie. Doch anders als von Experten erwartet, löste die Mitte 2002 vereinbarte und in diesem Jahr vollzogene Milliardenübernahme von Pharmacia durch Pfizer bislang keine neue Fusionswelle in der Branche aus.
Überhaupt hielten sich Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Zukäufen merklich zurück. Der Wert der abgeschlossenen Transaktionen fiel 2002 weltweit um rund 47 Prozent. Und so sorgten vor allem geplatzte Zusammenschlüsse für Schlagzeilen: das Scheitern der bereits besiegelten Übernahme der Sendergruppe ProSiebenSat.1 durch den amerikanisch-israelischen Medienunternehmer Haim Saban oder der folgenlose Flirt von Bertelsmann mit der Musiktauschbörse Napster.
Angespannte Liquiditätslage
Seit dem breiten Kursverfall an den Börsen können die Aktien immer seltener als Akquisitionswährung eingesetzt werden, urteilt die Unternehmensberatung KPMG in einer Studie. Die angespannte Liquiditätslage führe zudem dazu, dass sich Unternehmen vor allem kleinere Übernahmeziele suchten.
Zu den großen Aufkäufern zählten der Flaute zum Trotz die Energiekonzerne. RWE kaufte die britische Innogy Holdings, Eon übernahm den Konkurrenten Ruhrgas und verleibte sich auch noch die europäische Division des strauchelnden US-Energiehändlers TXU ein.
Bertelsmann baute seine Stellung am Musikmarkt durch Zomba aus. Die Deutsche Bahn kaufte den Logistikkonzern Stinnes und der britische Tabakkonzern Imperial Tobacco den deutschen Hersteller Reemtsma. Und mit dem Pay-TV-Sender Premiere fand immerhin ein Teil der Kirch-Konkursmasse mit Permira einen neuen Eigentümer.