Deutschland:Ein "rabenschwarzer Monat" für den Einzelhandel

Die hohen Energiepreise und die Spätsommerhitze haben dem deutschen Einzelhandel im September den größten Umsatzeinbruch seit langem beschert.

Der Präsident des Hauptverbandes, Hermann Franzen, sprach am Mittwoch in Berlin von einem "rabenschwarzen Monat". Dazu habe auch die politische Verunsicherung beigetragen, die zu einer noch stärkeren Kaufzurückhaltung geführt habe als bisher.

Er appellierte erneut an die künftige Bundesregierung, auf eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zu verzichten.

Weniger verkauft als im Vorjahr

Franzen nannte keine konkreten Umsatzzahlen für September, bekräftigte aber, dass der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) für das gesamte Jahr 2005 einen Umsatzrückgang von einem Prozent erwartet.

Nach dem Verlust von 30.000 Stellen 2004 dürften in diesem Jahr weitere 20.000 Arbeitsplätze verloren gehen, sagte er. Ende August hatte der HDE noch gehofft, dass sich der Umsatzrückgang auf 0,5 und 0,75 Prozent begrenzen lässt. "Umso mehr richten wir unsere Hoffnungen jetzt auf das vierte Quartal", betonte der Präsident.

Der Hauptverband rechnet damit, dass es bis zu 18 Monate dauern würde, bis eine Erhöhung der Mehrwertsteuer vollständig an die Kunden weitergegeben werden kann. "Die Mindererträge gehen voll auf Kosten des Einzelhandels", warnte Franzen. Statt Steuern zu erhöhen, müsse die neue Bundesregierung alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen.

Außerdem hofft der Einzelhandel auf eine Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sowie eine Lockerung des Kündigungsschutzes und der Tarifautonomie, um betriebliche Bündnisse für Arbeit gesetzlich verankern zu können.

Die Gewerkschaft Verdi lehnt Öffnungsklauseln zur Absenkung tariflicher Standards entschieden ab. Dem Einzelhandel droht deshalb noch vor dem Weihnachtsgeschäft ein Tarifkonflikt.

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