Deutschland:Aus Mangel an Kleingeld

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Das Münzgeld wird mancherorts knapp: Der Handelskonzern Metro importiert bereits lastwagenweise Kupfermünzen aus Österreich.

Damit wurden in dem Düsseldorfer Konzern "Eichenlaub-Lücken" durch Enzian, Edelweiß und Primel ausgefüllt, die die 1-, 2- und 5-Cent-Münzen Österreichs zieren.

"Die Bundesbank liefert uns nicht die Mengen, die wir brauchen", sagte ein Metro-Sprecher am Montag und bestätigte damit einen Bericht des Magazins Spiegel. Die Aktion ist nach Expertenmeinung ein Novum im deutschen Einzelhandel.

Warten auf das Material

Die aktuelle Lage wird laut Bundesbank dadurch verschärft, dass die Prägestätten auf Material warten. Die Lieferanten von Münzrohlingen kämen wegen der angespannten Lage auf dem Stahlmarkt nicht nach. Die Bundesbank hat angesichts der Münzknappheit im Einzelhandel die Bevölkerung aufgerufen, ihre Kleinmünzen bei Einkäufen auszugeben und nicht zuhause zu horten.

"Viele Bürger geben die Kupfermünzen nicht aus, weil sie ihnen zu schwer sind oder sie die Münzen sammeln", sagte eine Sprecherin der Bundesbank am Montag in Frankfurt.

Die beiden führenden deutschen Lebensmittelhändler Edeka und Rewe bestätigten, dass Kleingeld ein wichtiges Thema in der Branche ist. "Grundsätzlich ist uns das Problem bekannt, bei uns gibt es jedoch keine Engpässe", sagte eine Edeka-Sprecherin in Hamburg.

"Tatsache ist, dass das Kleingeld knapp ist und die Bundesbank offenbar nicht ausreichend lieferfähig ist mit den kleinen Münzen", sagte ein REWE- Sprecher. Vom drittgrößten Lebensmittelhändler Aldi waren am Montag keine Angaben zu erhalten. Aldi akzeptiert lediglich Bargeld und ist damit eine Ausnahme in der Handelsbranche.

Grund für den hohen Bedarf an Kleingeld sind auch die meist nicht runden Preise. "Im Lebensmittelhandel spielen Schwellenpreise eine erhebliche Rolle, das war immer schon so", erläuterte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Lebensmittelhandel, Gerd Härig, am Montag. Auch nach der Umstellung von Pfenning und D-Mark auf Cent und Euro gebe es zahlreiche Preise mit einer 9 am Ende.

Der Handelskonzern KarstadtQuelle, dessen Schwerpunkt Bekleidung ist, steht nicht vor dem Problem Münzknappheit. "Wir müssen keine Geldtransporter losschicken ins Ausland", sagte ein Sprecher in Essen.

Im Zweifel für den Schein

Bei KarstadtQuelle werde ein hoher Anteil der Waren mit Karten bezahlt. Möglicherweise seien die Bundesbürger nicht ausreichend vertraut mit den kleinen Münzen, die sich sehr ähnlich sähen, meinte der REWE- Sprecher. "Das gilt für 2 und 5 Cent sowie 10 und 20 Cent."

Um den Zahlungsvorgang an der Supermarktkasse nicht aufzuhalten, werde das Kleingeld offenbar von nicht wenigen Kunden eher zurückgehalten. "Im Zweifelsfall wird der Geldschein gezückt", schilderte er die Erfahrungen der Unternehmen.

Ein Sprecher der Österreichischen Nationalbank sieht als Grund für die Knappheit an kleinen Cent-Münzen leere Sparschweine, die nach der Euro-Bargeldeinführung nun wieder gefüllt würden.

Die METRO war dem Spiegel-Bericht zufolge bei der Kleingeldversorgung auf die Österreichische Nationalbank ausgewichen.

Der Handelskonzern importierte Ein-, Zwei- und Fünfcentmünzen in einem nicht genannten Volumen.

Zur Gruppe gehören neben den Metro- Großhandelsmärkten die Elektronikketten MediaMarkt/Saturn, die Praktiker-Baumärkte, die Kaufhof-Warenhäuser sowie die Lebensmittelhändler Real und Extra.

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