Deutscher Maschinenbau:"Kräftigste Wachstumsphase seit 25 Jahren"

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Die deutsche Industrie läuft auf Hochtouren und ganz vorne mit dabei sind die Maschinen- und Anlagenbauer. Sie peilen das vierte Wachstumsjahr in Folge an.

Seine Branche erlebe derzeit dank boomender Nachfrage aus dem In- und Ausland die stärkste Wachstumsphase seit 25 Jahren mit Bestmarken bei Export und Produktion und erstmals auch wieder mehr Jobs, berichtete der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Dieter Brucklacher am Donnerstag in Frankfurt am Main.

Montage eines Spindelkastens beim Bielefelder Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister. (Foto: Foto: dpa)

Für dieses Jahr peilt die Branche bei der Produktion ein Plus von rund 5 Prozent auf 155 Milliarden Euro an und 2007 sollen es noch einmal zwei Prozent seien. Das wäre das vierte Wachstumsjahr in Folge.

"Dies hat es seit 25 Jahren nicht mehr gegeben", sagte Brucklacher. Auch die Zahl der Mitarbeiter wird 2006 erstmals seit Jahren wieder wachsen.

Ingenieure gesucht

Bis Jahresende sollen zusätzlich rund 10.000 neue Stellen entstehen, die Zahl der Beschäftigten steigt damit auf 874.000. Vor allem Ingenieure sind gesucht, wie Brucklacher berichtete.

Deutlich übertroffen haben seit Jahresbeginn die Bestellungen aus dem Inland die Erwartungen der Branche. Sie lagen in den ersten sieben Monaten mit plus 19 Prozent deutlich über dem Zuwachs bei den Auslandsorders mit 15 Prozent.

Der Funke von der Auslandskonjunktur scheine endlich auf die Binnenkonjunktur übergesprungen zu sein, erklärte Brucklacher. Nach wie vor sei der Nachholbedarf der Unternehmen im Inland bei den Investitionen in Maschinen und Anlagen nicht gedeckt.

Dynamik der Weltwirtschaft lässt nach

Die weltwirtschaftliche Dynamik wird nach Einschätzung des VDMA dagegen nicht so weiter laufen wie bisher. "Ausgehend von den USA beobachten wir bereits eine temporäre Verlangsamung".

Da die Entwicklung in den einzelnen Märkten sehr unterschiedlich verlaufe, hoffe die Branche das hohe Niveau des Exportgeschäfts im kommenden Jahr halten zu können. Es noch einmal zu toppen, dürfte dagegen schwer werden.

Die Exporte von Maschinen- und Anlagen stiegen im ersten Halbjahr deutlich um 10,3 Prozent, wie der Verband weiter berichtete. "Die Auslandskonjunktur entwickelt sich kräftiger und vor allem auch länger positiv als in einem durchschnittlichen Aufschwungzyklus", sagte Brucklacher.

Kräftige Zuwächse beim Export

Kräftige Zuwächse verzeichnete die Branche vor allem bei Ausfuhren nach Indien, Russland, in den Nahen und Mittleren Osten, nach Lateinamerika und in die neuen EU-Länder. Im Gesamtjahr sollen die Exporte auf rund 115 Milliarden Euro klettern nach 107 Milliarden im Vorjahr.

Auch die Ertragssituation der größten Investitionsgüterindustrie Deutschlands und Europas hat sich verbessert. Laut Brucklacher lag die Nettoumsatzrendite 2005 bei geschätzt rund 4 Prozent. Dieser Wert dürfte in diesem Jahr noch einmal leicht steigen.

Positiv wirke insbesondere eine höhere Auslastung der Kapazitäten. "Wir sind deshalb vorne, weil unsere Maschinenbauer frühzeitig internationalisiert haben", fasst Brucklacher die Lage der Branche zusammen.

Erwartungen deutlich übertroffen

Aber auch in der gesamten deutschen Industrie hält der kräftige Aufschwung nach Einschätzung der Commerzbank an. Nach den guten Zahlen zum Auftragseingang hätten nun auch die Angaben zur Produktion im Juli die Erwartungen deutlich übertroffen, erklärten die Experten.

Bisher zeichne sich in der Industrie keine Abschwächung ab. Allerdings signalisierten Stimmungsindikatoren wie beispielsweise der ifo-Geschäftsklimaindex, dass die besten Zeiten wohl vorüber seien.

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