Deutscher Biermarkt:Man trinke Dr. Oetker

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Der Lebensmittelkonzern übernimmt den Getränkekonzern Brau und Brunnen und weist damit ausländische Bierkonzerne in ihre Schranken. Mit einem Marktanteil von 15 Prozent entsteht der neue Branchenprimus.

Mit einem Marktanteil von 15 Prozent entsteht ein neuer Marktführer noch vor der belgischen Interbrew, die Becks sowie die Münchner Traditionsbrauereien Spaten, Franziskaner und Löwenbräu übernommen hatte.

"Die Oetker Gruppe bildet damit für die hiesigen Brauereien einen Gegenpol zum Verkauf an das Ausland und betont mit diesem Schritt ihr Engagement zum Erhalt und Ausbau der einzigartigen deutschen Bierkultur", sagte der Oetker-Generalbevollmächtigte Ulrich Kallmeyer in Frankfurt am Main.

Ziel 75 Prozent

Der Lebensmittelkonzern Oetker, zu dem die Radeberger Gruppe mit Marken wie DAB, Binding, Clausthaler und Berliner Kindl gehört, will der HypoVereinsbank für ihren Anteil von knapp 62 Prozent an Brau und Brunnen rund 220 Millionen Euro zahlen. Den anderen Aktionären wird ebenfalls 80 Euro je Aktie geboten. Ziel sei ein Anteil von mindestens 75 Prozent.

Der Preis entspricht laut Kallmeyer einem Unternehmenswert von 359 Millionen Euro zuzüglich Schulden sowie Pensionsverbindlichkeiten von 225 Millionen Euro. Die HypoVereinsbank hatte seit längerem einen Käufer für den Dortmunder Braukonzern gesucht, zu dem unter anderem die Marken Jever, Schultheiss, Dortmunder Union und Schlösser Alt gehören.

Erst im Dezember waren Gespräche mit dem US-Beteiligungsunternehmen One Equity Partners über einen Verkauf des lange Zeit rote Zahlen schreibenden Braukonzerns gescheitert.

Kernmarkt Bier

"Bier ist ein Kernmarkt von Oetker. Und Pils passt prima zu Pudding und Pizza", betonte Kallmeyer. Zugleich werde der Kauf, dem das Bundeskartellamt noch zustimmen muss, die Flotte der Marken von Brau und Brunnen in einen "sicheren Hafen" führen.

Es entsteht den Angaben zufolge ein Getränkeriese mit einem addierten Umsatz von 1,5 Milliarden Euro sowie einer Produktion von 14,8 Millionen Hektoliter Bier und 5,7 Millionen Hektoliter Mineralwasser.

Zur Frage nach einem möglichen Arbeitsplatzabbau wollte sich Kallmeyer nicht äußern. Aussagen dazu wären derzeit nicht seriös. Er wies aber darauf hin, dass sich seit der Einführung des Zwangspfandes auf Dosen in den Produktionsstätten in Berlin und Dortmund die Situation völlig verändert habe.

Brau- und Brunnen-Chef Michael Hollmann ergänzte, das Unternehmen habe dort für Mehrweg zu wenig Kapazitäten. Zugleich betonte Kallmeyer, dass der jeweilige Vorstand die Geschäfte wie bisher weiterführe.

"Deutsche Bierkultur"Wichtiger als die Frage nach Synergien und Posten sei ohnehin die Tatsache, dass unter dem strategischen Motto "Deutsche Bierkultur" eine echte Alternative zum bisherigen Vordringen der internationalen Wettbewerber in Deutschland geschaffen werde, sagte der Oetker-Generalbevollmächtigte.

Nach seiner Einschätzung hat das Zwangspfand auf Dosen den deutschen Biermarkt im vergangenen Jahr das Vordringen ausländischer Konzerne erleichtert. "Es stellte eine Einflugschneise für die Übernahme der Brauereien her, die aufgrund ihrer Einweglastigkeit die Krise des Marktes nicht bewältigen konnten", sagte Kallmeyer.

Der Manager geht davon aus, dass der deutsche Biermarkt auch im kommenden Jahr noch einmal um drei Prozent schrumpfen wird. Der Wettbewerb werde daher noch härter.

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