Deutsche Warenhaus-Landschaft:Der Name Karstadt wird zur Rarität

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Noch prangt der Name Karstadt an 150 Einkaufsstätten in Deutschland. Diese Zahl wird sich in den kommenden Jahren erheblich reduzieren.

Stefan Weber

Der Name Karstadt wird in der deutschen Warenhaus-Landschaft in den nächsten Jahren immer mehr zu einer Rarität. Noch prangt der Schriftzug des Unternehmensgründers bundesweit an mehr als 150 Einkaufsstätten. Aber deren Zahl wird rapide schrumpfen.

So dürfen die britischen Investoren Hilco UK und Dawnay Day , die im vergangenen Herbst 74 kleinere Karstadt-Warenhäuser erworben haben, den Namen Karstadt nur noch bis Mitte 2009 nutzen. Spätestens dann müssen sie die Läden umgetauft haben.

Premium-Häuser

Und auch die unter dem Konzerndach verbliebenen 85 Warenhäuser werden bald längst nicht mehr alle unter der Flagge Karstadt segeln. Die Handelsgruppe sucht nach eigenen Angaben einen neuen Namen für die 13 Standorte, die einmal das Aushängeschild des Konzerns sein sollen: Premium-Häuser in erstklassigen Lagen, die über ein breites Sortiment international führender Marken verfügen und erstklassigen Service bieten.

Derzeit umfasst diese Gruppe erst fünf Warenhäuser, von denen drei - das Berliner KaDeWe, das Hamburger Alsterhaus sowie Hertie am Bahnhof in München - ohnehin nicht den Namen Karstadt tragen. Ergänzt werden diese durch die Karstadt-Häuser auf der Frankfurter Zeil sowie in Dresden.

Um weitere Standorte auf dieses Niveau zu hieven, investiert der Konzern in den nächsten Jahren deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Dieser Aufwand wird sich nach Überzeugung von Vorstandschef Thomas Middelhoff lohnen. Er erhofft sich von den Premium-Häusern im Endstadium einen Umsatz von etwa 1,2 Milliarden Euro und eine Rendite von bis zu zehn Prozent.

Expansion ins europäische Ausland

Auch hatte er kürzlich angekündigt, der Konzern prüfe mit diesem exklusiven Konzept die Expansion ins europäische Ausland.

Der Name Karstadt wird somit künftig voraussichtlich nur noch 77 Häuser zieren: 53 Objekte, die nach der Sprachregelung des Konzerns der Kategorie "Boulevard Plus" angehören und bei einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro eine Rendite von bis zu acht Prozent anstreben. Und 24 "Boulevard-Häuser", deren Konzept und Renditeanspruch (drei Prozent) deutlich von den anderen Häusern abweicht.

Manche Beobachter haben deshalb Zweifel, dass die Objekte der "dritten Klasse" langfristig eine Zukunft unter dem Konzerndach haben.

© SZ vom 19.04.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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