Deutsche Unternehmen:Hoffnungsfroh wie schon lange nicht mehr

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Der ifo-Index ist im September den fünften Monat in Folge gestiegen. Er rückte unerwartet deutlich auf 91,9 Punkte vor — den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

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In der deutschen Wirtschaft stehen die Signale auf Aufschwung. Der ifo-Geschäftsklimaindex für Westdeutschland stieg im September zum fünften Mal in Folge von 90,8 Punkten auf 91,9 Punkte.

Er liegt nunmehr auf dem höchsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren — im April 2001 stand er bei 92,3 Punkten.

Konjunkturexperten warnen jedoch vor Euphorie: "Die in allen Sektoren zu beobachtende Verschlechterung der Lage gegenüber dem Vormonat mahnt allerdings weiterhin zur Vorsicht", sagte der Chef des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn.

Kein stabiler Aufschwungprozess

Nach einer besseren Beurteilung der aktuellen Geschäftslage in der August-Umfrage wurde der Indexanstieg im September wieder ausschließlich durch die gestiegenen Erwartungen getragen. Die Einschätzungen der Lage trübte sich dagegen ein.

ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb sieht darin keinen Grund zur Beunruhigung. Dies zeige, dass es noch "keinen stabilen Aufschwungprozess" gebe, sagte Nerb. Das Auseinanderklaffen von der Einschätzung der aktuellen Lage und den Erwartungen für die nächsten sechs Monate sei in der Frühphase einer konjunkturellen Erholung nicht ungewöhnlich.

"Auf Grund der Erfahrungen der Vergangenheit haben die Erwartungen eine Vorlaufzeit von vier bis fünf Monaten", sagte Nerb. Die optimistischeren Erwartungen der Unternehmen werden sich nach seiner Einschätzung in den nächsten Monaten auf die realen Wirtschaftsdaten auswirken.

Der Anstieg des ifo-Index lag im Rahmen der Erwartungen. Experten hatten einen Zuwachs auf 92 Punkte prognostiziert. Die Börse reagierte positiv: Der Deutsche Aktienindex DAX stieg zeitweise um 0,79 Prozent auf 3333 Punkte.

Positiver Trend im Einzelhandel

Der Index für die Beurteilung der aktuellen Lage sank im September von 79,9 auf 79,2 Punkten. Die Bayerische Landesbank bezeichnete den aktuellen Rückgang des Wertes als überraschend. Dagegen zeigten sich die Unternehmen für die kommenden sechs Monate wieder optimistischer. Der entsprechende Index verbesserte sich von 102,2 auf 105,2 Punkte.

Einen positiven Trend machten die Konjunkturforscher bei Einzelhandel und Industrie als traditionellen Motoren der Konjunktur aus. Dagegen hinken Bau und Großhandel hinterher. Hier hat sich das Geschäftsklima im September eingetrübt.

In den neuen Bundesländern ging der Geschäftsklimaindex geringfügig um 0,1 auf 104 Punkte zurück. Wie in den alten Bundesländern stehen den besseren Geschäftserwartungen ungünstigere Urteile zur aktuellen Lage gegenüber. Das Konjunkturbarometer stieg für den Einzel- und Großhandel, sank aber in der Bauwirtschaft.

Der ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator für die Entwicklung der Wirtschaft. Das Institut ermittelt ihn jeden Monat aus einer Befragung von rund 7000 Unternehmen.

Im Oktober legen die sechs großen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Wachstumsprognose in diesem und im kommenden Jahr vor.

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