Die Entscheidung für einen neuen Aufsichtsratschef bei der Deutschen Telekom ist offenbar gefallen. Es laufe alles auf den Henkel-Vorstandsvorsitzenden Ulrich Lehner hinaus, hieß es am Montag im Umfeld des Kontrollgremiums. Telekom und Henkel wollten sich nicht äußern.
Branchenkreisen zufolge ist Linde-Chef Wolfgang Reitzle hingegen aus dem Rennen. Reitzle wolle sich wohl derzeit lieber auf seine Geschäfte im Linde-Konzern konzentrieren, sagte eine mit der Situation vertraute Person.
Reitzle galt neben dem ABB-Verwaltungsratsvorsitzenden Hubertus von Grünberg als aussichtsreicher Kandidat für den Posten.
Bilanzvorlage
Der Telekom-Aufsichtsrat wird sich bei seiner Sitzung am Mittwoch unter anderem mit der Personalie und der Bilanzvorlage der Telekom am Folgetag befassen.
Eine Neubesetzung an der Spitze des Gremiums ist notwendig geworden, weil der unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung zurückgetretene Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel auch sein Mandat bei der Telekom niederlegen wird.
Lehner wiederum wird im April seinen Chefposten bei Henkel an Kasper Rorsted abgeben. Möglicherweise wird es bis dahin eine Übergangslösung für den Telekom-Aufsichtsrat geben.
Der studierte Wirtschaftsingenieur Lehner war 1981 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zu Henkel gewechselt. Seit Mai 2000 leitet er den Konsumgüterkonzern.
Chef des Chemiebranchenverbandes VCI
In seine Amtszeit fiel unter anderem die milliardenschwere Übernahme des US-Konkurrenten Dial. Lehner ist zudem Chef des Chemiebranchenverbandes VCI.
Am Mittwoch könnte auch eine Entscheidung zur Geschäftskundensparte T-Systems fallen, wenn der neue Spartenchef Reinhard Clemens dem Aufsichtsrat seine Strategie vorstellt.
Clemens sucht eine Möglichkeit, die Kosten im Systemintegrationsgeschäft zu drücken, indem Arbeit in Niedriglohnländern erledigt wird. Dafür verhandelte er Unternehmenskreisen zufolge zuletzt noch mit drei Unternehmen: den amerikanischen IT-Dienstleister Cognizant, der indischen Tata Consultancy sowie der kanadischen IT-Firma CGI.
Clemens hat sich nicht auf ein Partnermodell festgelegt. Vom Verkauf über eine Beteiligung bis zu einer Kooperation sei alles möglich, hatte er gesagt. Falls es zu einem Verkauf kommt, ist Ärger mit der Gewerkschaft Verdi programmiert. Dann steuere der Konzern auf seinen größten Konflikt bislang zu, kündigte die Gewerkschaft Verdi an.