Deutsche Systemtechnik:Der Transrapid kommt in China gut an

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Schanghai will offenbar die bestehende Schnellzug-Strecke zum Expo-Gelände ausbauen. Außderdem ist eine neue Trasse in die Millionenstadt Hangzhou in Planung.

Von Markus Balser

Die Magnetschwebe-Technik solle auch auf der Strecke in die 170 Kilometer entfernte Metropole Hangzhou eingesetzt werden, kündigte Schanghais ehemaliger Bürgermeister Xu Kuangdi nach einem Bericht der amtlichen Zeitung China Daily in Peking an.

Der Transrapid in China. (Foto: Foto: AP)

Der Zug könnte die beiden Strecken in 26 Minuten verbinden.

Verglichen mit dem japanischen Konkurrenzmodell auf Basis von Supraleitern sei die deutsche Technologie billiger, sagte Xu, der Vizevorsitzende der Chinesischen Politischen Konsultativkonferenz und Chef der Akademie für Ingenieurwesen.

Auch Manager des Transrapid-Konsortiums von Siemens und ThyssenKrupp äußern sich optimistisch über einen möglichen Erfolg der laufenden Gespräche. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Strecke gebaut wird", sagte Peter Borger, Vorstandsmitglied von Siemens China, der Süddeutschen Zeitung.

Expo-Strecke soll verlängert werden

Noch aber seien die Verhandlungen nicht abgeschlossen, erklärte ein Konzernsprecher am Dienstag.

Weiter gediehen sind offenbar die Pläne für einen Ausbau der Strecke zum Gelände für die Weltausstellung im Jahr 2010. Die derzeit 30 Kilometer lange Strecke soll um acht Kilometer verlängert werden und dann in das Herz des Expo-Geländes am Ufer des Huangpu-Flusses unweit des Stadtzentrums führen, teilte Expo-Chefplaner Wu Zhiqiang am Dienstag mit.

Vom Expo-Gelände könnte die Trasse weiter zum Schanghaier Südbahnhof und weiter nach Hangzhou führen. Dagegen ist die Transrapid-Verbindung zwischen den Metropolen Schanghai und Peking vom Tisch. Die nötigen Investitionen seien zu hoch, sagte Xu.

Schröder auf Staatsbesuch in China

Die Aussagen zum Transrapid erfolgen nur wenige Tage vor dem Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder (6. bis zum 8. Dezember) in China.

In Peking will sich Schröder mit Staatspräsident Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao treffen.

Weitere Station seiner Reise ist Changchun, die Hauptstadt der Provinz Jilin im Nordosten Chinas. Die Reise steht auch unter wirtschaftlichen Vorzeichen. Eine hochrangige Wirtschaftsdelegation wird Schröder nach China begleiten, darunter Siemens-Chef Heinrich von Pierer, der den Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft leitet.

Lokale Partner gefordert

Die Chinesen drängen in den Verhandlungen mit dem deutschen Konsortium darauf, künftig einen Großteil der Produktion, zum Beispiel die Fahrzeuge, selber zu übernehmen.

Um den Auftrag erhalten zu können, muss das Transrapid-Konsortium deshalb Partnerschaften mit lokalen Unternehmen eingehen.

Dass China lokale Produktion an sich ziehen wolle, sei nachvollziehbar, erklärte Siemens-China-Vorstand Borger. Die Systemtechnik wolle das Konsortium jedoch keinesfalls abgeben.

Bislang verbindet die 30 Kilometer lange Schwebebahn-Trasse den Flughafen Pudong in acht Minuten mit dem Finanzviertel im Osten der Stadt. Die Lage des Bahnhofs fernab vom Stadtzentrum und ein hoher Fahrpreis hatten zunächst dazu geführt, dass nur wenige Fahrgäste den Transrapid nutzten.

Nach einer Reduzierung der Fahrpreise um ein Drittel auf 50 Yuan (rund 4,50 Euro) hatte sich die Passagierzahl zuletzt verbessert.

© SZ vom 1.12.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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