Deutsche Post: Tausende Jobs weg:Zumwinkel sorgt für schwarzen Montag

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Krisenkonzern Deutsche Post: Jetzt wird das Erbe des langjährigen Chefs Klaus Zumwinkel abgeräumt. Bis zu 40.000 Stellen sind gefährdet.

Er war der Größte. Der größte Wirtschaftsstratege der deutschen Elite, und natürlich erst recht der Mann, der die Deutsche Post zur globalen Post macht, zum big player.

Das Erbe des einstigen Post-Chefs Klaus Zumwinkel sorgt für bittere Pillen im Konzern. (Foto: Foto: AP)

Das war Klaus Zumwinkel - bevor die Staatsanwaltschaft seine offenbare Steuerhinterziehung via Liechtenstein enttarnte und dem alerten Top-Manager der Prozess gemacht wird. Und nun wird auch noch endgültig mit seinem verhängnisvollen Erbe bei der Post aufgeräumt.

Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und des Wall Street Journal steht der viele Jahre von Zumwinkel geleitete Konzern vor einem drastischen Stellenabbau - und vor einer Remedur in den USA, in denen der promovierte Kaufmann mit den feinen Manieren besonders hoch hinaus wollte.

Die Rede ist von einem rigorosen Sparprogramm, das der amtierende Vorstandschef Frank Appel, Zumwinkels Nachfolger, am Montag präsentieren werde. Intern sei bereits von einem "schwarzen Montag" die Rede. Mehrere tausend Arbeitsplätze sind demnach gefährdet - vor allem eben in den Vereinigten Staaten, Zumwinkels Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Einbußen in Milliardenhöhe

Zwischen Washington und San Fransisco erleidet das Unternehmen seit Jahren Einbußen in Milliardenhöhe. Allein für das laufende Jahr rechnet der Post-Konzern anscheinend mit 1,3 Milliarden Dollar Verlust in den USA - das sind fünf Millionen Dollar jeden Tag. Das hatte sich Zumwinkel so nicht vorgestellt, als er 2003 den US-Anbieter Airbone für viel Geld übernahm.

Appel sei entschlossen, das missglückte Abenteuer zu beenden, berichtet die Frankfurter Sonntagszeitung. Der Post-Vorstand wolle sich aus allen Engagements zurückziehen, deren Risiken er für nicht mehr überschaubar halte. Damit sei zwangsläufig ein massiver Stellenabbau verbunden. 40.000 Jobs sind demnach in den USA bedroht - 20.000 bei der Post direkt, noch mal so viele bei den Partnern vor Ort.

Auch das Wall Street Journal hat Informationen darüber, dass die Post die Zumwinkelschen Expansionspläne in den USA kräftig zusammenstreicht. Die Mutter des internationalen Paketdienstes DHL werde die Entscheidung wahrscheinlich am Montag bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen in Bonn bekanntgeben. Ein DHL-Sprecher nahm dazu nicht Stellung.

Hintergrund der Postentscheidung ist die Dominanz der US-Paketdienste FedEx und United Parcel Service auf dem US-Markt. Die beiden Riesen wollte der größenbewußte Zumwinkel einst angreifen - jetzt kommt die Kapitulation.

Die DHL werde aber nicht vollständig aus den USA verschwinden, heißt es unter Verweis auf die eingeweihten Personen weiter. Der Dienst werde sein Frachtgeschäft und internationale Lieferungen fortführen sowie Niederlassungen in den Großstädten und Ballungsgebieten behalten. Sendungen für abgelegenere Gegenden sollten in Zukunft aber von der US-Post ausgeliefert werden. Der inner-amerikanische Zustelldienst werde aufgegeben.

Die Deutsche Post fährt im Expressgeschäft in Nordamerika seit Jahren rote Zahlen ein. Ende Oktober kündigte sie an, die Sanierung des Bereichs zu beschleunigen. Dabei schloss sie auch tiefere Einschnitte nicht aus. Unter anderem plant sie bei der Luftfracht eine Zusammenarbeit mit UPS. Davon wären 8000 Stellen allein am DHL-Luftfrachtdrehkreuz in Wilmington im Bundesstaat Ohio gefährdet. Die Pläne waren deshalb auch Thema im US-Wahlkampf.

Zudem kürzt die Post weltweit die Verwaltungskosten. Davon sind wohl auch viele Stellen in Deutschland betroffen. Klaus Zumwinkel, der einstige Großstratege, wird davon aus der Zeitung lesen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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