Deutsche Post:Mehr Filialen, kleineres Angebot

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Mit Hilfe von 300 zusätzlichen Agenturen will der Konzern eine dauerhaft finanzierbare Grundversorgung privater Postkunden testen.

Von Gerhard Hennemann

Die Post wird nach Informationen der Süddeutschen Zeitung noch in diesem Jahr bis zu 300 neu konzipierte Filialen in ländlichen Regionen einrichten, die zu den bisher gesetzlich vorgeschriebenen Standorten hinzu kommen sollen. Der Konzern will damit testen, in welchem Umfang er auch noch nach Auslaufen des Briefmonopols Ende 2007 eine längerfristige Grundversorgung mit Postdienstleistungen bieten kann.

Ausgangslage für das Unternehmen ist, dass es nur noch bis Ende 2007 dazu verpflichtet ist, eine flächendeckende postalische Grundversorgung zu erbringen. Danach darf es diese Aufgabe dem Wettbewerb überlassen. Postchef Klaus Zumwinkel sieht diese Thematik aber realistisch. Auch nach Aufhebung des Monopols sei zu erwarten, dass vom Marktführer Post eine Grundversorgung verlangt werde.

Alles Postalische habe schon aus historischen Gründen einen hohen Stellenwert beim Bürger, auch wenn dieser dafür im Jahr nur noch einen niedrigen zweistelligen Euro-Betrag ausgebe, betonte Zumwinkel erst vor wenigen Tagen bei einem Besuch der EU-Kommission in Brüssel.Laut Zumwinkel zieht die Post nach 2007 aber nur noch einen Universaldienst für private Kunden in Betracht. Große Unternehmen seien dann nicht mehr auf eine Grundversorgung angewiesen, weil das der Markt und der Wettbewerb regeln werde.

Verbesserung der Postversorgung

Für auf Dauer finanzierbar hält Zumwinkel nur ein Basisangebot an postalischen Produkten. Das soll zwar den weit überwiegenden Teil der Nachfrage im ländlichen Raum abdecken, aber ohne eine Reihe kostenintensiver Zusatzleistungen im Brief-, Paket- und Postbank-Geschäft auskommen. "Einschreibsendungen mit Rückschein nach Abu Dhabi müssen künftig nicht mehr von jedem Dorf aus möglich sein", unterstrich ein Planungsexperte der Post im Gespräch mit der SZ.

Alles übrige, angefangen vom Briefmarkenverkauf bis hin zur Annahme von Päckchen und Paketen, wolle die Post aber auch nach dem Ende ihres Briefmonopols flächendeckend anbieten. Aus Unternehmenssicht sei dabei entscheidend, dass mit Hilfe der geplanten neuen Filialstruktur nicht nur die derzeitige Postversorgung beibehalten, sondern sogar durch eine größere Zahl kleinerer Filialen verbessert werden.

Ebenso wichtig sei aus der Sicht der Post, dass das Unternehmen auf diese Weise die Betreiber ihrer Agenturen flexibler und erfolgsorientierter werde bezahlen können. Auf diese Weise könne den legitimen Interessen der Kunden und der Post gleichermaßen entsprochen werden.

Über eine großflächige Umstrukturierung ihres Netzes will die Post aber erst nach Abschluss des Betriebsversuchs im Frühjahr 2006 entscheiden. Schon vor gut einem Jahr hatte sich der Konzern gegenüber der Politik freiwillig dazu verpflichtet, eine über das gesetzlich vorgegebene Mindestmaß von 12000 Standorten hinaus gehende Filialdichte zu erhalten. In diesem Zusammenhang war seinerzeit von zusätzlich 1500 neuen Filialen des Typs "Light" die Rede gewesen.

© Süddeutsche Zeitung vom 27.6.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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