Deutsche Bank will keinen Schutz:Rettungsschirm, nein danke

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Die Deutsche Bank setzt auf einen Alleingang. Vorstandschef Ackermann lehnt jegliche finanzielle Unterstützung aus dem staatlichen Hilfsfonds ab: "Wir sind stark".

Guido Bohsem

Die Deutsche Bank will keine Mittel aus dem staatlichen Rettungsfonds nehmen. Ihr Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann schloss einen solchen Schritt am Sonntag aus. "Wir werden aus heutiger Sicht nicht mitmachen, weil wir ja stark sind", sagte er im ZDF. Banken, deren wirtschaftliche Lage nicht so gut sei wie die seines Instituts, forderte er jedoch auf, die staatlichen Hilfen umgehend in Anspruch nehmen.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann im ZDF-Interview: "Wir sind stark". (Foto: Foto: dpa)

Kritik aus der Politik erwartet

Damit setzt die größte deutsche Geschäftsbank bei der Bewältigung der Finanzkrise auf einen Alleingang. Ackermann räumte ein, dass sich andere Institute durch die Entscheidung des Marktführers womöglich schwerer täten, den Schutz des Rettungsschirms von über 500 Milliarden Euro in Anspruch zu nehmen. "Aber es hat doch keinen Wert, wenn wir uns selbst schwächen jetzt, um beliebt zu sein und damit unsere Rolle in der Welt nicht mehr spielen können."

In der Politik dürften die Aussagen Ackermanns auf heftige Kritik stoßen. Noch am Samstag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel an die Banken appelliert, den staatlichen Rettungsfonds zu nutzen. Die Regierung habe das Paket zur Hilfe für den Finanzmarkt schnell und entschlossen geschnürt, sagte sie in einer im Internet veröffentlichten Videobotschaft. "Jetzt geht es darum, dass unsere Banken und Finanzinstitutionen dieses Paket auch in Anspruch nehmen", betonte die Kanzlerin.

Die Ankündigung Ackermanns ist auch deshalb überraschend, weil es noch in der vergangenen Woche in Finanzkreisen geheißen, sein Institut werde sich in den nächsten Tagen gemeinsam mit anderen großen Banken unter den Rettungsschirm stellen. Dabei stand zur Diskussion, dass die Institute zumindest die staatlichen Garantien für gegenseitige Kredite in Anspruch nehmen wollten. Weil die Banken sich wegen der Finanzkrise gegenseitig misstrauen, ist dieser sogenannte Interbanken-Markt zum Erliegen gekommen. Dadurch fehlt den Banken derzeit eine wichtige Quelle zur Refinanzierung ihrer Verbindlichkeiten.

Mit seinen Aussagen rückte Ackermann von diesem Vorhaben ab. Er teilte die Bankenwelt in drei Gruppen ein. Es gebe Institute, die schwach seien und gerettet werden müssten. Diese sollen "so schnell wie möglich unter den Rettungsschirm." Eine weitere Gruppe leide unter einer schwachen Eigenkapitalquote, die im internationalen Vergleich nicht mehr ausreiche. "Auch die sollten entweder Kapital über den Kapitalmarkt beschaffen, oder vom Rettungsschirm profitieren." Schließlich gebe es Institute wie die Deutsche Bank, die stark genug seien, alleine mit der Krise fertig zu werden und die dem Steuerzahler nicht zur Last fallen müssten. "Die sollten es auch alleine versuchen." Deutschland solle stolz darauf sein, dass sie eine Bank hätten, die in diesen schwierigen Zeiten einen Gewinn erziele.

Trotz der zögerlichen Inanspruchnahme des Pakets setzt die Regierung nach Angaben des Finanzministeriums weiter auf eine freiwillige Lösung. Pläne für eine Zwangsverstaatlichung gebe es aktuell nicht, sagte eine Sprecherin von Ressortchef Peer Steinbrück (SPD). Sowohl das Gesetz zum Hilfspaket als auch die dazugehörende Rechtsverordnung seien in der derzeitigen Form angemessen.

© SZ vom 03.11.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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