Deutsche Bank:"Von einem Fettnäpfchen ins nächste"

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Die Übernahmespekulationen um die Postbank sind kaum beendet, da taucht ein Papier auf, wonach der Frankfurter Konzern den Wert der Post-Tochter überraschend niedrig einschätzt.

In einem an institutionelle Investoren verteilten Informationsblatt gibt das Geldhaus diesen Börsenwert mit lediglich 4,4 bis 5,3 Milliarden Euro an.

Josef Ackermann, Vorstands-Chef der Deutschen Bank. Foto: dpa (Foto: N/A)

In der Frankfurter Finanzwelt ist die Empörung groß. "Der Branchenprimus tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste", sagt Analyst Olaf Kayser von der Landesbank Rheinland-Pfalz. Bereits in den vergangenen Wochen war die Bank in die Schusslinie geraten.

Als Kaufgerüchte laut wurden, hatte das Institut schweigend den Spekulationen freien Lauf gelassen. Jetzt lautet der Vorwurf erneut, die Bank nutze die Informationen aus dem Postbank-Mandat für ihre eigenen Interessen.

Post-Chef zeigt sich verärgert

Ein Sprecher der Deutschen Bank bestätigte die Existenz des Papiers, betonte aber, der Infobrief gebe nur eine Einschätzung des Marktes wieder und nicht die des Instituts. Postchef Klaus Zumwinkel, der dem Vernehmen nach für maximal die Hälfte der Tochter drei Milliarden Euro erlösen will, reagierte verärgert.

"Wir diktieren dem Markt nichts, aber wir lassen uns auch von anderen nichts diktieren", erklärte Zumwinkel, was von Beobachtern als deutliche Warnung an die Deutsche Bank gesehen wurde.

Der Branchenprimus ist gemeinsam mit Morgan Stanley Konsortialführer beim größten Börsengang in Deutschland seit dem Herbst 2000.

"Der Nagel, an den die Deutsche Bank gehängt wird"

"Das ist ein Papier, das gar nicht existieren dürfte", zitierte die Financial Times Deutschand (FTD) aus Post-Kreisen. "Wenn das stimmt, ist das der Nagel, an den die Deutsche Bank gehängt wird.

Das Papier mit der Überschrift "Preliminary Offering Summary" (Vorläufige Zusammenfassung des Angebots) könnte laut FTD ein Verstoß gegen die so genannte "Blackout"-Periode sein, in der die Konsortialbanken keine Aussagen über die Bewertung machen dürfen.

Die Periode begann am 22. Mai. Verteilt wurde das Papier noch danach.

Eigene Bewertung der Deutschen Bank noch offen

Die Deutsche Bank betonte, das Papier sei zwei Wochen alt. Es enthalte zudem nur Einschätzungen des Marktes. Ihre eigene Bewertung für die Postbank ließ die Deutsche Bank weiter offen.

Die Post betonte, verlässlich seien zu diesem Zeitpunkt nur die den institutionellen Investoren aktuell vorliegenden Berichte, "deren Inhalte sich weitgehend mit den Vorstellungen des Emittenten deckten".

Börsengang auf der Kippe

Die Bewertung der Deutschen Bank entspricht nach dem Bericht einer Preisspanne der Postbank-Aktie von 26,83 bis 32,32 Euro. In Finanzkreisen habe es bislang geheißen, die Analysten der Konsortialbanken schätzen den Wert der Postbank-Aktie auf 35 bis 38 Euro.

Analysten zeigten sich nicht überrascht über die angeblich niedrigere Bewertung der Postbank. "Die genannten 6 Milliarden Euro sind viel zu hoch", sagte Olaf Kayser von der Landesbank Rheinland-Pfalz. "Das gehört alles zum Taktieren. Die Deutsche Post hat den Emissionspreis extra hoch angesetzt, um dann runterzugehen."

Die FTD berichtete weiter, der Börsengang stehe möglicherweise ohnehin auf der Kippe, da unsicher sei, welchen Preis Investoren zu zahlen bereit seien. "Es kommt jetzt auf die Schmerzgrenze der Postbank an", wird ein hochrangiger Investmentbanker zitiert.

Die Post betonte dagegen, es bleibe bei dem vorgesehenen Zeitplan und der Erstnotitz auf dem Börsensettel am 21. Juni.

Preisspanne noch nicht festgelegt

Die Deutsche Bank hat Spekulationen über eine Preisspanne zum Börsengang der Postbank zurückgewiesen. Die Preisspanne werde erst am 4. Juni festgelegt, teilte der Konsortialführer mit. Die Bank stellte klar, dass die Preisspanne von den Konsortialführern und der Deutschen Post festgelegt werde und nicht auf Basis einer vorläufigen internen Übersicht über die Transaktion.

© sueddeutsche.de/AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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