Die Deutsche Bank lässt die Anleger bei ihrem einstigen Vorzeigefonds Grundbesitz Invest im Regen stehen. Sie hat sich dazu entschieden, den in Schieflage geratenen Fonds nicht mit eigenen Mitteln zu stützen.
Erstmals in der Geschichte der offenen Immobilienfonds musste nun ein Fonds geschlossen werden. "Damit hat die Deutsche Bank ein Tabu gebrochen", sagte Alexandra Merz, beim Analysehaus Scope zuständig für offene Fonds.
Die DB Real Estate, eine auf Immobilienfonds spezialisierte Tochter der Deutschen Bank, hatte Ende vergangener Woche die Ausgabe neuer Anteile gestoppt und massive Wertberichtigungen des Immobilienbestandes angekündigt.
Außerplanmäßige Bewertung
Bis Ende Januar/Anfang Februar sollen alle Immobilien außerplanmäßig neu bewertet werden, hieß es in einem Schreiben an den Vertrieb. "Das war eine Einladung an die Anleger, ihre Anteile zurückzugeben", sagte Andreas Fink vom Branchenverband BVI.
Und das haben diese offensichtlich getan. Allein am Montag seien fünf Prozent der Anteile zurückgegeben worden, hieß es in Branchenkreisen. Auch am Dienstag hätten weitere Anleger ihre Anteile verkauft. Das hat die Liquidität des Fonds stark unter Druck gesetzt und zum Rücknahmestopp geführt.
Ein Sprecher der DB Real Estate bestätigte, dass der Fonds geschlossen wird. Die 300.000 Anleger müssen sich möglicherweise auf Wertverluste ihrer Anteile einstellen.
Stützung in ähnlichen Situationen
In ähnlichen Situationen hatten andere Banken ihre notleidenden Immobilienfonds gestützt. So hatte etwa die HypoVereinsbank erst vor wenigen Monaten Immobilien ihrer Tochter iii-Investment aufgekauft, die zu den bilanzierten Verkehrswerten nicht mehr verkauft werden konnten.
Auch Fonds der Deka-Bank waren vor mehr als einem Jahr wegen zu hoher Bewertungen der Immobilien in Schieflage geraten. Die Muttergesellschaft kauft seither die zurückgegebenen Anteile des Fonds auf, um die Liquidität sicherzustellen. Analysten hatten schon 2004 prognostiziert, dass eine neue Krise dieser Art wohl kaum so glimpflich ablaufen würde wie beim Deka-Fonds.
Die offenen Immobilienfonds sind seit einiger Zeit in Schwierigkeiten. Die Krise am deutschen Büroimmobilienmarkt hatte sich auf die Renditen einiger Fonds ausgewirkt. Wenig verwunderlich, dass Eigner ihre Anteile verkauften.
Bestechungsskandal
Hinzu kam ein Bestechungsskandal in der Frankfurter Immobilienszene. Angeblich waren bei der Auftragsvergabe von mehreren Gewerbeimmobilien in Deutschland Bestechungsgelder geflossen. Die Folge: Extreme Mittelabflüsse bei einzelnen Fonds und öffentliche Auseinandersetzungen über die Transparenz.
Das Problem der Fonds besteht darin, dass sie auf Kunden angewiesen sind, die ihr Geld langfristig anlegen wollen. Die Fondsmanager haben das Kapital in Bauten gesteckt, die nicht jederzeit zu einem guten Preis verkauft werden können. In kritischen Situationen kann das zum Problem werden.
In Deutschland sind knapp 90 Milliarden Euro in offenen Immobilienfonds investiert. Seit Gründung des ersten Fonds im Jahr 1959 hat noch keiner ein Jahr mit Verlusten beendet. Das war auch der Grund dafür, dass das Anlagesegment nach dem Kursverfall an den Börsen besonders beliebt war.
Ausnahmejahre
Im Jahr 2003 investierten die Anleger 13,7 Milliarden Euro in die offenen Immobilienfonds, im Jahr davor waren es sogar 15 Milliarden Euro. Absolute Ausnahmejahre, hieß es dazu in der Branche. Und diese Zeiten dürften nach dem neuen Fondsdebakel nun endgültig vorbei sein.