Deutsche Bank:Die Weltspitze soll wieder in Sichtweite kommen

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Die Deutsche Bank will zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres die Zahl ihrer Aktien deutlich verringern. Damit soll die Eigenkapitalrendite weiter gesteigert und der Kurs gestützt werden. Ziel von Bank-Chef Josef Ackermann ist es, den Börsenwert der Bank unter die ersten zehn weltweit zu bringen.

Von Lothar Gries

(SZ vom 5.9. 2003) - Die Deutsche Bank hat am Donnerstag damit begonnen, zehn Prozent ihrer ausgegebenen Aktien zurückzukaufen. Bis zum September 2004 sollen bis zu 58 Millionen Anteilsscheine eingezogen werden.

Die Entscheidung geht auf einen entsprechenden Beschluss der Hauptversammlung im Juni dieses Jahres zurück. Der Wert der zurückzukaufenden Papiere wurde auf Basis des Kurses vom Donnerstagmittag, 57,60 Euro, erstellt.

Somit muss das Institut 3,34 Milliarden Euro für das ehrgeizige Projekt berappen. Der Rückkauf soll aus den laufenden Gewinnen sowie durch den Abbau der Risikoaktiva finanziert werden.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bank 62 Millionen Aktien zu einem Durchschnittskurs von 48,32 Euro zurückgekauft. Das Programm wurde im April 2003 abgeschlossen. Danach bestand das Grundkapital der Bank aus knapp 582 Millionen Aktien.

Hintergrund dieser Maßnahmen sind die Bemühungen von Bank-Chef Josef Ackermann, die Eigenkapitalrendite des Instituts zu verbessern.

Hoffnung auf einen höheren Kurs

Durch die Verringerung der emittierten Aktien trägt das Rückkaufprogramm gleichzeitig dazu bei, das Ergebnis pro Aktie zu steigern. Der dadurch in Aussicht gestellte Mehrwert soll den Anlegern zusätzliche Anreize schaffen, wieder mehr in Deutsche Bank-Aktien zu investieren.

Damit ist die Hoffnung verbunden, den Kurs der Bank zu stützen und, wenn möglich, zu steigern.

Ackermann hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, die Deutsche Bank zum "weltweit führenden Anbieter von Finanzlösungen" zu machen. Er will den Branchenprimus des deutschen Kreditgewerbes auch bei der Marktkapitalisierung in die Liste der zehn wertvollsten Geldhäuser hieven.

Davon ist die Bank allerdings noch weit entfernt.

Platz 20

Rangierte die Bank Anfang der 90er Jahre beim Börsenwert weltweit an der Spitze, erreicht sie heute gerade noch den 20. Platz, weit abgeschlagen hinter der amerikanischen Citigroup, die es derzeit auf eine Marktkapitalisierung von gut 200 Milliarden Euro bringt oder der britischen HSBC, die mit 110 Milliarden Euro bewertet wird.

Um es unter die ersten zehn zu schaffen, fehlen der Deutschen Bank noch 14 Milliarden Euro, beinahe die Hälfte ihres derzeitigen Marktwertes von gut 33 Milliarden Euro. Dabei geht es Ackermann keineswegs nur um die Wertsteigerung an sich.

Er will die Bank damit in die Lage versetzen, falls notwendig, durch Zukäufe weiter wachsen zu können. Auch gilt es, den Konzern gegen feindliche Übernahmen zu schützen.

Ackermann weiß natürlich, dass er dieses Ziel mit dem nun verkündeten Aktienrückkaufprogramm allein nicht erreichen kann. Vielmehr muss die gesamte Ertragsentwicklung des Instituts weiter verbessert werden.

Dass die Bank dabei bereits beachtliche Fortschritte erzielt hat, beweist ein Blick auf die Erträge im ersten Halbjahr 2003.

Der Gewinn vor Steuern stieg von 1,4 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Jahres 2002 auf nun 4,4 Milliarden Euro. Gleichzeitig stieg die Eigenkapitalrendite vor Steuern auf 17 Prozent.

2001 hatte sie noch fünf Prozent betragen. Von den Investoren ist diese Steigerung bisher aber kaum gewürdigt worden. Seit Wochen schon scheitert der Kurs der Aktie an der 60 Euro-Hürde.

Der Grund, moniert Ackermann, sei die hohe steuerliche Belastung. Sie betrage derzeit 48 Prozent und liege damit doppelt so hoch wie in Großbritannien oder in der Schweiz.

Gewinne mit Privatkunden

Auch deshalb startete der Bankchef am Donnerstag eine Good-Will-Tour, um ausländischen Analysten und Investoren davon zu überzeugen, dass auch eine in Deutschland beheimatete Bank nachhaltig profitabel wirtschaften kann.

Die Botschaft richtet sich auch an die großen Ratingagenturen, allen voran Standard & Poors, die den Ausblick für die Bank im Frühjahr von stabil auf negativ herabgestuft hat.

Eine weitere Verschlechterung hätte für das noch immer mit der Note AA bewertete Geldhaus allerdings fatale Folgen. Die Bank müsste sich aus vielen Geschäften zurückziehen.

Es ist deshalb kein Zufall, dass der Bankchef gleichzeitig mit dem Aktienrückkaufprogramm sein Ziel bekräftigte, die Eigenkapitalrendite der Bank auf 25 Prozent zu steigern. Ob ihm dies bereits in diesem Jahr gelingen wird, bleibt fraglich.

Doch ab 2004, betont der Banker immer wieder, könne die Bank wieder nach vorne schauen. Dann soll sich auch das Privatkundengeschäft als eine sprudelnde Ertragsquelle erweisen und einen operativen Gewinn von mindestens 800 Millionen Euro abwerfen.

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