Deutsche Bank:Der Strippenzieher der Deutschland AG gibt auf

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Rolf E. Breuer war einer der mächtigsten Banker des Landes. Überraschend tritt er als Aufsichtsratschef des größten deutschen Geldinstituts zurück. Wer hat ihn unter Druck gesetzt?

Sonnenbankgebräunt und stets wie aus dem Ei gepellt hat Rolf Breuer stets eine Aura von Macht und Erfolg verströmt. Lange Jahre hat er als Vorstands- und später als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank die Strippen der deutschen Finanzwelt gezogen. Pannen und Fehlschläge - von denen es nicht wenige gab - prallten dabei lange Jahre an ihm ab. Doch vor fast einem Jahr gab es den ersten wirklich herben Rückschlag für den umstrittenen Manager, als er nach wochenlangem Beschuss angelsächsischer Hedgefonds seinen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Börse ankündigte.

Rolf E. Breuer war Vorstandschef der Deutschen Bank und ist Aufsichtsratschef (Foto: Foto: dpa)

Am Sonntag legte der 68-Jährige auch den Aufsichtsratsvorsitz der Deutschen Bank mit Wirkung zum 3. Mai 2006 nieder. Damit zog er die Konsequenz aus der Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) im Kirch-Prozess. Der BGH hatte am 24. Januar entschieden, dass die Bank und Breuer grundsätzlich für Schäden haften müssten, die der Printbeteiligungs GmbH des Medienunternehmers Leo Kirch aus einem Interview Breuers vom Februar 2002 entstanden sind. In dem umstrittenen Interview hatte Breuer die Kreditwürdigkeit Kirchs bezweifelt. Das Interview war nach Darstellung Kirchs Ursache für die zwei Monate später eingetretene Insolvenz.

Der BGH betonte, das Interview habe die Aufnahme dringend benötigter weiterer Kredite erheblich erschwert. Die Äußerung stelle deshalb eine Verletzung der aus dem Darlehensvertrag folgenden Pflicht dar, die Kreditwürdigkeit des Kunden nicht zu gefährden. Dies gelte auch für Breuer persönlich. Nicht wenige Beobachter hatten einen Rücktritt Breuers schon nach dieser Schelte erwartet.

Kritiker: Zickzack-Kurs

Über die Höhe eines Schadenersatzes in dem Rechtsstreit wird vermutlich erst in einem weitern Prozess entschieden. Doch klar ist schon jetzt: Kirch wird den Rücktritt Breuers wohl mit einer gewissen späten Genugtuung aufnehmen. "Ich denke, das war überfällig", sagte Kirchs Anwalt Peter Gauweiler.

Der promovierte Jurist Breuer zählte zu den wenigen, die noch in einer einzigen Firma Karriere vom Lehrling zum Chef machen konnten. 1956 begann der gebürtige Bonner als 19-Jähriger seine Ausbildung in den Filialen Mainz und München. Gut 40 Jahre später im Mai 1997 löste er Hilmar Kopper als Sprecher des Vorstandes ab.

Kritiker warfen Breuer in seiner Zeit als Vorstandschef der Deutschen Bank einen Zickzack-Kurs vor. Kurz nach seinem Amtsantritt landete er mit der Übernahme von Bankers Trust, der siebtgrößten amerikanischen Investmentbank, einen seiner spektakulärsten Coups, der die Deutsche Bank mit einer Bilanzsumme von zusammen rund 795 Milliarden Euro und über 95.000 Beschäftigten mit einem Schlag zum größten Kreditinstitut der Welt machte. Allerdings wurde damals der Kaufpreis von rund 9 Milliarden Euro von Gegnern als überhöht kritisiert.

Nach der Stärkung des Investmentgeschäfts strukturierte Breuer mit der Gründung der Deutschen Bank 24, die sich um das Massengeschäft kümmern sollte, den Bereich Privatkunden um. Allerdings hat die Deutsche Bank diesen Schritt inzwischen wieder zurückgenommen, da sich viele ihrer Kleinkunden auf ein Abstellgleis geschoben fühlten und dem Branchenprimus den Rücken kehrten.

Pannenserie

Keine glückliche Figur machte Breuer im Jahr 1999 bei der Krise des Holzmann-Konzerns. Als größter Aktionär und Kreditgeber des Baukonzerns geriet das von ihm geführte Bankhaus immer wieder in Verdacht, nicht rechtzeitig auf die finanzielle Schieflage bei Holzmann reagiert zu haben. Der Bauriese meldete schließlich 2002 Insolvenz an.

Nicht weniger spektakulär war im Frühjahr 2000 das Scheitern des von Breuer forcierten Zusammenschlusses von Deutscher und Dresdner Bank. Beobachter werteten diesen Fehlschlag Breuers als Indiz dafür, dass die Investmentbanker rund um seinen späteren Nachfolger Josef Ackermann dabei waren, bei der Deutschen Bank das Zepter zu übernehmen.

Im September 2000 misslang die geplante Fusion der Frankfurter mit der Londoner Börse - ein Plan, den Breuer als Aufsichtsratschef der Deutschen Börse mit eingefädelt hatte.

Auch nach seinem Rückzug vom Chefposten der Deutschen Bank im Jahr 2002 sorgte Breuer immer wieder für Schlagzeilen, beispielsweise, als er in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) im Dezember 2002 nach einer Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank erklärte, die Geschäftsbanken würden die Zinssenkung wegen der Ertragslage nicht weitergeben.

Breuers Verhältnis zu Ackermann soll nicht immer frei von Konflikten gewesen sein. Berichten zufolge soll sich Breuer vor zwei Jahren für eine Übernahme der Postbank stark gemacht haben, während Ackermann dies ablehnte. Ein Zerwürfnis wurde von beiden Managern aber stets dementiert.

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