Deutsche Bank:DB Real Estate verwirrt Anleger erneut

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Widersprüchliche Aussagen zu einem zweiten Immobilienfonds lassen manchen vermuten, dass das Geldhaus dem Anlagesegment generell keine Zukunft mehr einräumt.

Simone Gröneweg

Auch der zweite offene Immobilienfonds der DB Real Estate ist in die Schlagzeilen geraten.

Mit widersprüchlichen Aussagen zur Bewertung des Fonds sorgte die Gesellschaft am Donnerstag für Verwirrung: Ein Sprecher hatte auf Anfrage eines Journalisten der Welt gesagt, dass Wertberichtigungen beim Fonds Grundbesitz-Global weniger wahrscheinlich seien als im Deutschlandfonds Grundbesitz-Invest. Diese Bemerkung sorgte am Donnerstag für erhebliche Unruhe in der Branche.

Bafin sieht "beruhigte Lage"

Experten erklärten sofort, sie könnten die Äußerung nicht nachvollziehen. "Da kann kein riesiger Wertberichtigungsbedarf vorhanden sein", urteilte etwa der Fondsanalyst Stefan Loipfinger.

"Mit solchen Aussagen kann man auch eine Liquiditätskrise inszenieren", sagte die Analystin Alexandra Merz von der Ratingagentur Scope. In diesen Fonds hätten viele institutionelle Anleger ihr Geld gesteckt; würden die sich verstärkt zurückziehen, könne es problematisch werden.

Erst am Donnerstagnachmittag reagierte die Fondsgesellschaft auf die Verwirrung in der Branche. Eine Sprecherin erklärte, dass DB Real Estate eine Schließung des Fonds Grundbesitz-Global wie im Fall von Grundbesitz-Invest kategorisch ausschließe.

Für eine Wertberichtigung sehe das Management keinen Anlass. Die würde bei diesem Fonds eher nach oben zeigen, hieß es. "Es regiert das Chaos", kommentierte der Fondsanalyst Stefan Loipfinger das Geschehen. "Die haben kalte Füße bekommen. Es besteht schließlich die Möglichkeit, dass bei diesem Fonds das Gleiche passiert wie beim Grundbesitz-Invest." Das wolle man wohl vermeiden, so Loipfinger.

Die Krise des auf Deutschland ausgerichteten Fonds Grundbesitz-Invest entwickelte sich in kurzer Zeit zum Debakel für die Deutsche Bank.

Nachdem für diesen Fonds Wertberichtigungen angekündigten worden waren, hatten Anleger angeblich in nur zwei Tagen etwa 450 Millionen Euro aus dem Fonds abgezogen. Am 13. Dezember schloss die DB Real Estate den Fonds deshalb.

Seither können Investoren ihre Anteile vorerst nicht zurückgeben. Das in die Beteiligung investierte Geld ist eingefroren. Die Vorgehensweise hatte für viel Empörung gesorgt. Seit Gründung des ersten Fonds dieser Art 1959 hatte keine Fondsgesellschaft so eine Maßnahme ergriffen.

Mittlerweile sind etwa 88 Milliarden Euro in offenen Immobilienfonds investiert. Normalerweise können die Anleger ihre Anteile jederzeit zurückgeben, obwohl die Fondsmanager das Geld langfristig in Immobilien investiert haben und deshalb nicht schnell zurückholen können.

Andere Fondsgesellschaften fürchteten deshalb Panikreaktionen von Anlegern. Sie hatten ihre Fonds zuvor massiv mit Zahlungen unterstützt, um solche Liquiditätsengpässe zu verhindern. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) schaltete sich schließlich ein und begutachtete täglich die Mittelab- und Zuflüsse aller Fonds. Die Lage habe sich in den vergangenen Tagen beruhigt, so eine Sprecherin. Jetzt reiche es aus, die Bewegungen einmal täglich zu kontrollieren.

Fonds ohne Zukunft?

Bei DB Real Estate hat sich die Lage dagegen nicht endgültig beruhigt. Seit Ende November haben Investoren aus dem international ausgerichteten Fonds der Gesellschaft, dem Grundbesitz-Global, fast 500 Millionen Euro abgezogen.

Ende November lag die Bruttoliquiditätsquote bei 37 Prozent, nun liegt sie bei 27 Prozent. "Das ist ein merklicher Unterschied", sagte die Analystin Merz. Der Fonds verfügt über ein Vermögen von etwa 3,6 Milliarden Euro. "Damit hat er liquide Mittel in Höhe von etwa 880 Millionen Euro nach mehr als 1,3 Milliarden Ende November", sagte Loipfinger. Die Liquidität notiere über dem Richtwert, erklärte eine Sprecherin. Die Liquiditätsquote darf auf fünf Prozent sinken.

Das die Experten so sensibel auf die Äußerungen der Deutschen Bank im Hinblick auf die Bewertung reagierten, ist nicht verwunderlich. Sie fürchteten weitere Panikverkäufe, nachdem Vermutungen die Runde machten, dass die Deutsche Bank offenen Immobilienfonds als Anlagesegment keine Zukunft einräumt.

"Die warten auf die Einführung der Reits", spekuliert Merz. Bei den Reits (Real Estate Investment Trusts) handelt es sich um börsennotierte Immobiliengesellschaften. "Daran können die Banken wieder verdienen", so Merz. Würden sie offene Immobilienfonds in Reits umwandeln, wären sie zudem das Risiko los. "Das trägt dann der Privatanleger."

© SZ vom 23.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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