Deutsche Bank:250 Millionen Euro für einen Rechtsstreit

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Steuersparmodelle, Wertpapiere und die Kaimaninseln - das sind die Zutaten für Geschäfte, für die die Deutsche Bank jetzt das Ergebnis korrigieren musste.

Der Frankfurter Finanzkonzern teilte mit, dass Rückstellungen in Höhe von 250 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2005 gebildet worden seien.

Dadurch sinkt der Jahresüberschuss gemäß den vorläufigen Zahlen von 3,78 Milliarden Euro auf nunmehr 3,53 Milliarden Euro.

Grund für die überraschend hohen Rückstellungen sind frühere Geschäfte einer Tochter der amerikanischen Investmentbank Bankers Trust, die die Deutsche Bank 1999 übernommen hatte. Sie sind Gegenstand eines Rechtsstreits mit den amerikanischen Steuerbehörden.

Gespräche mit den US-Justizbehörden

Nach früheren Medienberichten führt die Deutsche Bank seit einigen Wochen Gespräche mit dem US-Justizministerium über einen Vergleich in dem Verfahren.

Die HypoVereinsbank (HVB) hatte dem zufolge einem ähnlichen Kompromiss gegen die Zahlung von 30 Millionen Dollar (25 Millionen Euro) zugestimmt. Die Banken sollen vermögenden Privatleuten und Unternehmen geholfen haben, illegal Steuerschlupflöcher auszunutzen.

Im Fall der Deutschen Bank betreffen die Geschäfte den Zeitraum 1997 bis 2001. Die genauen Umstände sollen schwieriger aufzuklären sein als bei der HVB, da angeblich für einige der umstrittenen Transaktionen keine Unterlagen mehr existieren.

Die Steuerspargeschäfte betreffen Transaktionen mit Wertpapieren und Derivaten, die zum Teil über Firmen auf den Kaimaninseln abgewickelt worden sein sollen. Aus ihnen entstanden den Anlegern scheinbare Verluste, die dann bei den Finanzbehörden steuerlich geltend gemacht werden konnten.

Möglicherweise waren die Transaktionen jedoch nie durchgeführt worden. Zuvor war den Medienberichten zufolge bereits die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG Ziel ähnlicher Ermittlungen der Behörden. Sie soll gemeinsam mit Anwaltskanzleien und Banken an den Geschäften beteiligt gewesen sein.

Aktienkurs bleibt stabil

Das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern werde trotz der Rückstellungen erreicht, hieß es bei der Deutschen Bank. Mögliche Verluste aus Rechtsstreitigkeiten sind für große Finanzkonzerne nichts Ungewöhnliches.

Der Deutschen Bank drohen laut Angaben aus dem Geschäftsbericht 2004 zum Beispiel auch Nachforderungen im Zusammenhang mit der Pleite des Frankfurter Baukonzerns Philipp Holzmann. Für die zahlreichen Klagen, die der ehemalige Medienunternehmer Leo Kirch gegen das Kreditinstitut angestrengt hat, wurden bisher keine Rückstellungen gebildet.

Die Ergebniskorrektur scheint jedoch keine Auswirkungen auf die Börse zu haben. Die zuletzt schwach gelaufenen Deutsche-Bank-Titel legten am Donnerstagvormittag 1,44 Prozent auf 90,69 Euro zu.

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