Desolate Lage:Dauerkrise am Bau

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Die Bauwirtschaft steckt seit zehn Jahren in einer Dauerrezession. Im Bauboom der deutschen Wiedervereinigung aufgebläht, entstanden drastische Überkapazitäten. Die Folge: Die Unternehmen ruinierten sich mit Preisen, die nicht kostendeckend waren.

Von Sibylle Haas

Die Insolvenz des Augsburger Baukonzerns Walter Bau wird den Verlust von Arbeitsplätzen in der krisengeschüttelten Bauwirtschaft beschleunigen.

Beim viertgrößten deutschen Bauunternehmen arbeiten derzeit knapp 9400 Menschen. Nach Schätzung der Industriegewerkschaft BAU sind durch die Walter-Bau-Insolvenz bis zu 20.000 Stellen bedroht, weil auch viele Lieferanten und Subunternehmen von Walter Bau betroffen sind.

Auf Aufträge der Konzerne angewiesen

Vor allem kleine Betriebe sind auf Aufträge der Konzerne angewiesen. "An jedem Bauarbeitsplatz hängen traditionell zwei bis drei weitere Stellen", erklärt Matthias Hartwich. Er ist Geschäftsführer des Bezirksverbands Schwaben der IG BAU in Augsburg.

Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, in dem sich der Mittelstand organisiert hat, befürchtet, dass es zu Insolvenzen kleinerer von Walter Bau abhängiger Betriebe kommen könnte.

Auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, dessen Präsident wiederum Ignaz Walter von Walter Bau ist, schließt nicht aus, dass Subunternehmen vom Markt gehen müssen.

Konzept des Insolvenzverwalters

Wie viele Arbeitsplätze schließlich verloren gingen, hänge allerdings vom Konzept des vorläufigen Insolvenzverwalter Werner Schneider ab, heißt es unisono.

Die Pleite des viertgrößten deutschen Bauunternehmens führen Fachleute auf interne Schwierigkeiten zurück. Der Konzern hat nach Einschätzung von Experten das Geschäft im Ausland zu wenig ausgebaut.

Dennoch steht die Insolvenz von Walter Bau auch für die desolate Lage der Bauwirtschaft insgesamt. Erst vor drei Jahren hatte der Zusammenbruch des Frankfurter Baukonzerns Philipp Holzmann der Branche einen Dämpfer versetzt, Tausende Menschen verloren ihre Jobs.

Staatliche Anreize

Die Bauwirtschaft steckt seit zehn Jahren in einer Dauerrezession. Im Bauboom der deutschen Wiedervereinigung, durch staatliche Anreize für den Wohnungsbau aufgebläht, entstanden drastische Überkapazitäten. Die Folge: Die Unternehmen ruinierten sich mit Preisen, die nicht kostendeckend waren.

Hinzu kommt die schwache Binnennachfrage und die immer schlechter werdende Zahlungsmoral der Auftraggeber. Immer öfter müssen Firmen deshalb Projekte mit Billigkräften aus Osteuropa bewältigen.

Nach Angaben des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie sank seit 1995 die Zahl der Arbeitsplätze von 1,4 Millionen auf etwa 770.000 Stellen (2004). "Die Zeche zahlen die Arbeitnehmer", schimpft Gewerkschafter Hartwich.

© SZ vom 02.02.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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