Der Fall Claassen:Aktionäre sind zornig

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EnBW-Chef Utz Claassen darf nach seinem Abgang offenbar Millionen an Übergangsgeld kassieren. Aktionärsschützer sind "not amused" - und rufen nach dem Gesetzgeber.

Ansgar Siemens

Der Fall Utz Claassen empört Aktionärsschützer. Der scheidende Chef des Energieversorgers EnbW soll angeblich bis zur Rente etwa 400.000 Euro Übergangsgeld bekommen - pro Jahr.

"Aktionäre müssen wissen, welche Kosten auf das Unternehmen zukommen, wenn ein Vorstandschef seinen Vertrag unterschreibt", forderte Ulrich Hocker im Gespräch mit sueddeutsche.de. Hocker ist Chef der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Organisation vertritt die Interessen von Aktionären in Deutschland.

EnBW-Chef Claassen hatte vor wenigen Wochen seinen Rücktritt bekannt gegeben und wird zum 30. September gehen.

Gerüchte über ein Zerwürfnis mit dem Großaktionär EdF hatte der streitbare Manager stets dementiert. Das Handelsblatt berichtete über den offenbar zum Schluss eingeräumten goldenen Handschlag. EnBW und Claassen lehnten eine Stellungnahme ab.

Aktionärsschützer Hocker kritisierte, bei Pensionen und Übergangsgeldern von Vorständen mangele es "an Transparenz". Die Unternehmen seien nur ungenügend dazu verpflichtet, konkrete Angaben zu veröffentlichen. Hocker sprach von einem "blinden Fleck" im Gesetzeswerk.

Spitzenverdiener Ackermann

Seít dem Jahr 2006 müssen börsennotierte Unternehmen in Deutschland die individuellen Einkommen ihrer Vorstände offenlegen. Auf Grundlage der jüngsten Daten erstellte die DSW einen neuen Bericht über die Gehälter in den Chefetagen der Dax-Unternehmen. Der Dax vereint die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften.

Spitzenverdiener unter den Bossen war im Jahr 2006 demnach Josef Ackermann. Der Chef der Deutschen Bank kassierte 13,2 Millionen Euro in bar. Im Schnitt stiegen die Gehälter der Bosse laut DSW-Bericht um 7,28 Prozent.

Sämtliche Vorstandsmitglieder der Dax-Unternehmen kassierten 2006 im Schnitt 1,86 Millionen Euro - ein Plus von 7,71 Prozent, verglichen mit 2005. Den größten Einkommenssprung verzeichneten die Topmanager der Metro: plus 60,32 Prozent.

Hocker kritisierte, dass in Deutschland nur Mitglieder aus den Aufsichtsräten die Gehälter der Vorstände genehmigen müsten. Der Aktionär bleibe außen vor.

"Wenige Staaten sind der Empfehlung der EU-Kommission gefolgt, den Anteilseignern mehr Einfluss zu geben." Vorbilder seien England und die Niederlande, wo die Hauptversammlung über die Vergütung der Vorstände abstimmen müsse.

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