Deka Investment:Flucht aus den Flaggschiffen

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Die Fondsgesellschaft der Sparkassen hat mit massiven Mittelabflüssen zu kämpfen: In acht Monaten haben die drei großen Aushängeschilder des Anbieters gut 1,8 Milliarden Euro verloren. Die Kunden sind verunsichert.

Von Thomas Öchsner

Die Deka Investment, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, gerät immer stärker unter Druck. Nicht nur der Deka-Immobilienfonds leidet unter erheblichen Mittelabflüssen. Anleger haben in diesem Jahr auch bei den großen Aktienfonds der Gesellschaft in erheblichem Umfang Anteile verkauft.

Das Gebäude der deka-Bank in Frankfurt. (Foto: Foto: dpa)

Die Deka Investment ist nach der Tochter der Deutschen Bank, DWS, die zweitgrößte Fondsgesellschaft in Deutschland. Mehr als fünf Millionen Anleger, die meisten sind Kunden von Sparkassen, haben der Frankfurter Gesellschaft Erspartes anvertraut. Insgesamt verwaltet das Unternehmen in seinen Publikumsfonds und Spezialfonds rund 136 Milliarden Euro.

Derzeit erlebt die Deka Investment allerdings schlechte Tage. Ein ehemaliger Geschäftsführer bei den Immobilienfonds der Firma sitzt in Untersuchungshaft. Er ist in den Frankfurter Bestechungsskandal verwickelt. Investoren zogen mehr als 1,2 Milliarden Euro aus dem Deka Immobilienfonds ab.

Verunsicherte Kunden

Düster sieht es auch bei einigen Aktienfonds der Gesellschaft aus. Manche Kunden sind offenbar verunsichert und wollen die Anteile der Fonds lieber loshaben. Dies zeigt eine Analyse der Statistiken des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI).

Unter den etwa 80 Aktienfonds hat die Deka drei Flaggschiffe: Den AriDeka mit einem verwalteten Fondsvolumen von 4,381 Milliarden Euro (Stand: 31. August 2004). Er investiert in europäische Standardwerte.

Etwas kleiner ist der DekaFonds mit einem Fondsvolumen von 3,382 Milliarden Euro und dem Anlageschwerpunkt Deutschland. Dahinter folgt der DekaSpezial, der das Geld der Anleger international breit streut. Darin stecken immerhin 1,271 Milliarden Euro.

Aktienquote reduziert

In den ersten acht Monaten des Jahres 2004 ist das Fondsvermögen der drei Fonds-Riesen jedoch kräftig zusammengeschmolzen. In diesem Zeitraum flossen aus den drei Fonds insgesamt 1,835 Milliarden Euro heraus.

Insgesamt wurden aus allen vom Branchenverband BVI registrierten Aktienfonds von Januar bis Ende August 2004 3,692 Milliarden Euro abgezogen. Damit entfiel etwa die Hälfte der Mittelabflüsse auf die drei Deka-Fonds, ein ungewöhnlich großer Betrag.

Eine Erklärung für den Mittelschwund liefert die Fondsgesellschaft selbst: "Wir haben die Aktienquote in unseren Dachfonds und bei unserer fondsgebundenen Vermögensverwaltung seit Anfang des Jahres erheblich reduziert."

Konkurrenten oft besser

Das mache "einen Großteil" der Mittelabflüsse bei den drei Fonds aus, sagte ein Sprecher der Gesellschaft, ohne genaue Zahlen zu nennen. Es gebe allerdings auch bei den Privatanlegern den Trend, aus Aktienfonds raus- und in Dachfonds und andere strukturierte Produkte hineinzugehen, weil sich die Kunden dort sicherer fühlten.

Dass dies gerade die großen Deka-Aktienfonds trifft, könnte kein Zufall sein: Sie wurden zuletzt negativer bewertet, weil sie in den vergangenen Jahren in der Wertentwicklung den Fonds der Konkurrenz meist hinterherhinkten.

So untersuchte das Fondsanalysehaus Feri Trust die Fondsperformance im Vergleich zu den direkten Konkurrenten DWS und Union Investment. Ein Ergebnis: Von März 2003 bis März 2004 schnitten nur neun Prozent der Deka-Aktienfonds besser ab als der maßgebliche Vergleichsindex. Bei der Union Investment waren es 34 Prozent, bei der DWS 59 Prozent.

Klare Verantwortlichkeiten

"Vor allem der AriDeka und der DekaSpezial haben sich in den vergangenen drei Jahren schlecht entwickelt. Seit Mitte des Jahres haben sich die Fonds aber wieder stabilisiert", sagt Rüdiger Sälzle vom Fondsanalysehaus FondsConsult.

Er führt die schlechte Performance der DekaAktienfonds auch auf die Veränderungen im Management zurück. Die Deka hatte vor zwei Jahren Teams gebildet, die sich die Arbeit - von der Anlageidee über die Analyse bis zum Kauf der Papiere - teilen. Die Fondsmanager tragen seitdem nicht mehr allein die Verantwortung.

Sälzle hält dies für problematisch: "Es muss klare Verantwortlichkeiten geben, damit sich ein Fondsmanager mit seinem Produkt identifiziert." Einige Sparkassen haben offenbar bereits Konsequenzen gezogen: Sie verkaufen, so ist in Frankfurter Finanzkreisen zu hören, verstärkt Fremdfonds, etwa vom US-Anbieter Fidelity. Dessen europäisches Flaggschiff, der Fidelity European Growth, hat in den ersten acht Monaten 2004 knapp zwei Milliarden Euro an neuem Anlegerkapital eingesammelt.

© SZ vom 9.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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